Götz Offergeld: Der Lagerfeld-Fluch
Shownotes
Am 19. Februar 2019 legte er seine dunkle Sonnenbrille für immer ab. Der legendäre Karl Lagerfeld. Karl, King der Fashionwelt.
Auch sechs Jahre nach seinem Tod hat es Chanel nicht geschafft, eine adäquate Nachfolge zu installieren. Obwohl es das berühmteste und wichtigste Modehaus der Welt ist. Jährliche Umsatz: fast 20 Milliarden Euro.
Seine ehemalige Stellvertreterin Virginie Viard schaffte es nicht. Zu groß waren die Handschuhe des Meisters. Jetzt soll es Matthieu Blazy versuchen. Der Kreativ-Chef von Bottega Veneta steigt auf den Mode-Thron in Paris. Aber: Kann er wirklich der neue Karl werden? Gerade jetzt, wo die Luxus-Industrie weltweit einbricht?
Die Antwort gibt uns: Götz Offergeld, der Rockstar der Fashion-Szene. Früher Armani-Model, heute Unternehmer. Publisher von Highend-Magazinen wie Numéro Berlin und Founder vom Off One’s Rocker Studio. Und seit neuestem sogar Designer. Er bringt er seine eigene Kollektion heraus.
Zur Premiere von Pharrell Williams bei Louis Vuitton war Götz zum ersten Mal bei TOMorrow. Jetzt ist er zurück.
Sein ultimatives Fashion-Update und warum mit Lagerfeld auch die Kreativität in der Branche gestorben ist – das alles jetzt hier in TOMorrow.
Wenn du mitdiskutieren möchtest: Schreib mir gern in die Kommentare oder hier auf Social Media: http://lnk.to/TOMorrow-Podcast und cool, wenn du den Channel abonnierst.
Transkript anzeigen
00:00:00: Hier ist Tom Juncker-Stoff mit "Tomorrow".
00:00:05: "The Business, Stars und Lifestyle Podcast".
00:00:09: Mein Gast heute live aus Berlin zum Todestag von Karl Lagerfeldt.
00:00:15: Der Lagerfeld fluchend war um sechs Jahre nach seinem Tod auch.
00:00:20: Die Kreativität in der Branche stirbt.
00:00:23: Hier ist der Publisher von Numeru Berlin und Founder
00:00:26: von Of One's Rocker Studio "Girls Offergeld".
00:00:31: Wo ist der Mut?
00:00:35: Karl Lagerfeldt konnte tun und lassen, was er wollte.
00:00:38: Er hatte letzte Saison Miniröcke und die sind nicht gelaufen.
00:00:41: Er wollte diese Saison wieder haben, dann hat er sie wiedergemacht.
00:00:44: So einfach sieht es aus.
00:00:46: Wenn er wollte, dass er sie zehnmal hintereinandergemacht hat,
00:00:48: bis der letzte Idiot versteht, dass Miniröcke cool sind,
00:00:50: dann hat er das gemacht.
00:00:52: Und genau so baut man die Kohnen auf.
00:00:54: Lagerfeldt ist nicht erfolgt, er ist nicht entstanden durch den Fingerschnipp.
00:00:58: Er hat dafür viel riskiert, viel angeeckt.
00:01:02: Wäre Lagerfeldt heute noch möglich?
00:01:04: Ist es noch möglich, dass unsere Gesellschaft das aushält,
00:01:07: dass jemand da wäre, wie Karl Lagerfeldt,
00:01:09: und das raushaut, was der so alles rausgehaut hat über Leute?
00:01:12: Ich glaube nicht, dass sich viele Brans das trauen würden.
00:01:15: Wissen Sie, wie viel Geld Sie haben?
00:01:17: Nein, Gott, nein, das könnte man ja geizig werden.
00:01:20: Geiz ist eine üble Charaktereigenschaft oder nicht?
00:01:23: Genau, das Schlimmste.
00:01:25: Das Geld muss aus dem Fenster mit so die Tür wieder reinkommen.
00:01:28: Der 19. Februar 2019.
00:01:34: An diesem Tag liegt er in dunkle Sonnenbrille für immer ab.
00:01:39: Der legendäre Karl Lagerfeldt.
00:01:42: Bis heute hat es Chanel nicht geschafft,
00:01:45: eine adäquate Nachfolge zu installieren.
00:01:48: Und hey, wir reden hier von Chanel.
00:01:50: Ein 20 Milliarden Euro Business.
00:01:53: Jetzt soll es Matthew Blazy versuchen.
00:01:56: Der Kreativchef von Boutiger Veneta steigt auf den Modetron in Paris.
00:02:00: Aber kann er wirklich der neue Karl werden?
00:02:03: Gerade jetzt, wo die Luxusindustrie weltweit einbricht?
00:02:07: Die Antwort gibt uns Gertz Orfergeld.
00:02:10: Früher Armani-Model, heute Unternehmer und sein Neusten,
00:02:14: sogar Design Highbring, ist eine eigene Kollektion heraus.
00:02:18: Aber jetzt erst mal Podcasten.
00:02:21: Zur Premiere von Pharrell Williams bei Louis Vuitton
00:02:24: war Gertz zum ersten Mal bei Tomorrow.
00:02:27: Jetzt ist er zurück.
00:02:29: Sein ultimatives Fashion Update.
00:02:32: Jetzt hier in Tomorrow.
00:02:34: Hey Gertz, welcome back by Tomorrow.
00:02:45: Danke schön, freut mich wieder da zu sein.
00:02:48: Gertz, du bist ein genahnloser Optimist.
00:02:51: Aber als wir uns hier verabredet haben zu dem Podcast
00:02:54: und ich dich gefragt habe, hey, was ist dein Blick auf die Fashion Welt 2025?
00:02:58: Da warst du plötzlich weniger optimistisch.
00:03:01: Du hast einen Satz gesagt, es ist gerade die größte Modekrise,
00:03:05: die du in 30 Jahren erlebt hast. Wow.
00:03:10: Ja, wow.
00:03:12: Und man fragt sich, wie das passieren konnte.
00:03:15: Ja, ich glaube, das ist tatsächlich so.
00:03:18: Allerdings könnte ich jetzt auch sagen, in einer Krise steckt auch immer eine Chance natürlich.
00:03:22: Aber wir müssen, glaube ich, um die Chance zu sehen
00:03:25: und diese Chance zu ergreifen, auch sehr realistisch
00:03:29: und klar uns den Iststand angucken.
00:03:32: Und der ist halt einfach disastrous, würde ich sagen.
00:03:36: Also was die Kreativität angeht,
00:03:39: was den Einflussnahme der großen Konzerne auf die Designer angeht
00:03:45: und auch das Verhalten, das man sieht, die Konsumenten sind dem ganzen überdrüssig.
00:03:50: Die Konsumenten bekommt man nicht mehr einfach in den Store.
00:03:53: Die kaufen nicht mehr einfach.
00:03:55: Und jetzt werden Krisen herbeigeredet
00:03:57: und finanzielle Krisen herbeigeredet von Brands,
00:04:00: die vor 20, 30 Jahren 2, 300 Millionen Umsatz gemacht haben,
00:04:04: heute 10 Milliarden, 20 Milliarden Umsatz machen
00:04:07: und die reden von Krisen, wo ich sage, also die Krise hätte ich auch gern.
00:04:12: Also wenn ich jetzt nochmal 30 Jahre arbeiten würde
00:04:15: und sagen würde, von dem Umsatz, den ich jetzt habe,
00:04:17: gehe ich dann auf 4, 5 Milliarden hoch,
00:04:19: dann rede ich auch gern von der Krise.
00:04:21: Also die Krise hätte ich auch gerne.
00:04:23: Also ich glaube, die Krise ist halt im Endeffekt nicht so da,
00:04:28: wie man sich das vorstellt.
00:04:31: Sie ist da, weil sich der Markt verändert,
00:04:33: weil sich das Konsumverhalten verändert hat,
00:04:35: weil die Kommunikationstools sich verändert haben
00:04:38: und weil wir einfach das viel zu lange nicht berücksichtigt haben
00:04:43: und nicht bewusst genug mit einer langfristigen Strategie
00:04:47: Dinge angegangen sind.
00:04:49: Und deshalb sind die Brands halt so,
00:04:51: dass heute im 2-Jahres-Takt die Kreativdirektoren ausgewechselt werden,
00:04:55: mal übertrieben gesagt.
00:04:57: Und auch immer weiter der Fokus auf den Kommerz gerückt wird.
00:05:05: Und das glaube ich ist immer das falsche in einer Branche,
00:05:10: die kreativ sein soll, die vibrating sein soll,
00:05:13: die faszinieren soll, passionisch herstellen soll,
00:05:18: die auch im Endeffekt alles beinhaltet, die Mode beinhaltet,
00:05:21: Kampf bis Liebe, bis Leidenschaft.
00:05:26: Alles ist da drin, Sex ist da drin.
00:05:28: Alles, was uns ausmacht, alles, was wir wollen, ist in der Mode.
00:05:32: Wenn wir intelligent aussehen wollen, wenn wir sexy aussehen wollen,
00:05:36: alles ist in der Mode.
00:05:37: Und das ist der Kern der Mode und darum kümmert sich keiner mehr.
00:05:40: Sondern es kümmert sich darum, wie viel Sneaker ich verkaufe.
00:05:43: Und das kann nur zu langeweile führen.
00:05:46: Und das ist das, was wir jetzt bei all den großen Brands sehen, langeweile.
00:05:49: Krise ist langeweile, nicht das Geld, was fehlt.
00:05:51: Aber wo war aus seiner Sicht der Tipping Point?
00:05:54: Wo ist es gekippt, dass die Brands nur noch auf Kommerz gehen?
00:05:58: Na ja, also rückwirkend ist man immer schlauer.
00:06:01: Ich würde sagen, in einer kreativen Branche, wie der Modebranche,
00:06:05: ist es sehr, sehr schwierig, eine Aktiengesellschaft zu werden.
00:06:09: Wenn man das jetzt noch in den nächsten Punkten sieht,
00:06:12: kann man auch sagen, Kunst ist kommerzialisiert worden.
00:06:14: Das stimmt sicherlich, dass bestimmte Dinge, die schöner,
00:06:17: aber am Sofa aus, in mehr Kosten wie das,
00:06:19: was vielleicht künstlerisch mehr Relevanz hat.
00:06:21: Und plus viele Dinge wurden natürlich auch tot gemacht
00:06:24: durch unsere überpolitische Korrektheit.
00:06:27: Dass man nicht mehr anecken darf, nicht mehr edgy sein darf,
00:06:30: nicht mehr provozieren darf in bestimmten Bereichen,
00:06:32: weil alle sofort Angst haben, dass sie gekänzelt werden.
00:06:35: Dadurch entsteht auch natürlich, in meiner Meinung nach,
00:06:37: nicht sehr viel Neues.
00:06:39: Sondern das ist halt, dann bleibe ich halt in dem alten Sud drin.
00:06:42: Und durch das Problem der Aktiengesellschaften
00:06:46: ist einfach der Main Point, ich muss meine Aktionäre befriedigen.
00:06:50: Und wie befriedigt man Aktionäre, indem man mehr Geld macht,
00:06:53: indem die Aktienkurse steigen?
00:06:55: Das ist das einzige, woran ein Gucci-Aktionär interessiert ist.
00:06:58: Den interessiert es nicht, ob der neue Designer
00:07:02: eine herausragende Kollektion macht,
00:07:04: ob der den Zeitgeist gerade prägt,
00:07:06: ob der damit vielleicht in die Geschichte eingeht,
00:07:08: was der gerade macht, den interessiert, wie viel verkauft wird.
00:07:11: Und dem ist völlig scheißegal, ob das Sweatshirts sind,
00:07:15: Sneaker sind oder ob das Abendkleider sind.
00:07:18: Hauptsache, das verkauft.
00:07:20: Und die zweite Krise war wahrscheinlich die ganze Streetwear-Branche.
00:07:26: Als wir Streetwear die High Fashion geholt haben,
00:07:29: als wir keine Inhalte mehr in der Mode hatten,
00:07:32: als die Mode keine Subkulturen mehr widerspiegelt hat,
00:07:35: als es nicht mehr darum ging, Skins sein, Punks sein, Skaters sein,
00:07:41: was auch immer, sondern es ging darum,
00:07:44: einen coolen Sneaker zu tragen und eine coole Fashion zu tragen.
00:07:49: Und ein cooles, vor allem Logos zu tragen.
00:07:52: Es ging ja nur noch darum, Logos zu tragen.
00:07:54: Es ging ja gar nicht mehr, was ich bin,
00:07:55: das ist das Aussagen, sondern nur noch, was ich trage,
00:07:57: also welches Logo trage ich.
00:07:59: Und das sind alles Dinge, die ich glaube zu einer Krise geworden sind.
00:08:03: Auch das Überreizen dieser Dinge, wenn wir jetzt den Hip-Hop sehen.
00:08:07: Das war ein toller Effekt.
00:08:09: Natürlich war es eine Zeit lang so,
00:08:11: dass Kanye und Esa Brocke und wie die alle heißen,
00:08:14: das sind die Trendlieder, gerade bei den Männern.
00:08:16: Das sind das, was sowohl die Kids in Deutschland
00:08:19: wie in Japan und überall tragen.
00:08:21: Aber mittlerweile gucke ich mir einige von diesen Hip-Hopern an,
00:08:24: die natürlich toll sind und hoch talentiert sind,
00:08:27: aber mittlerweile sehen die aus wie Witzfiguren.
00:08:29: Mittlerweile sehen die aus wie so rumlaufende Werbe-Säulen
00:08:34: von irgendwelchen Fashion Brands.
00:08:36: Heute leiten sie ihr Gesicht für Bottega in die Kamera
00:08:39: und morgen für Gucci und übermorgen für Balenciaga.
00:08:42: Also sorry, aber als normal denkender Mensch
00:08:45: kann man das nur eilband finden.
00:08:47: Und ich glaube, das spürt auch die Menschen,
00:08:49: die ihr konsumieren am Ende.
00:08:51: Da ist keine Message mehr hinter,
00:08:53: da ist kein Herz mehr hinter, da ist keine Leidenschaft mehr hinter.
00:08:56: Das ist einfach ein totes Produkt geworden, was die Großen verkaufen.
00:09:00: Wenn du sagst, die Großen, es gibt ja zwei große Player in diesem Business.
00:09:05: Das ist die Keringrub, den Gucci, Balenciaga,
00:09:08: Sonne-Rain gehört und ja, den Rest gehört praktisch LVMH,
00:09:12: die ganzen großen Brands.
00:09:14: Ist das eigentlich auch aus kreativer Sicht ein Problem,
00:09:18: dass zwei solche ja Big Player im Grunde genommen den ganzen Markt diktieren?
00:09:22: Klar, natürlich ist das ein Problem.
00:09:24: Das ist in jeder Hinsicht ein Problem,
00:09:26: weil die gehen auch auf das, was wir auch vorher schon mal drüber gesprochen haben,
00:09:31: der Einzelhandel, der dann totgesagt wird und so weiter.
00:09:34: Der Einzelhandel wurde totgemacht.
00:09:36: Der Einzelhandel hat sich totmachen lassen,
00:09:39: und zwar von diesen zwei Big Players.
00:09:41: Weil eine Zeit lang alle Brands, die man von diesen Player gekauft hat mehr oder weniger,
00:09:45: haben sich von alleine verkauft.
00:09:47: Die Stores, die meisten, haben sich einfach gemacht.
00:09:50: Da musste man keinen Fachpersonal mehr haben,
00:09:52: da musste man keine Qualifikationen mehr haben.
00:09:54: Da hat man einfach, der Kunde kam rein,
00:09:56: sagt wie ein Balenciaga, Svetsch hat okay,
00:09:58: richtige Größe rausgesucht, eingepackt, in Seidenpapier und fertig war das Ding.
00:10:02: Da war keine Education, da ist nicht mehr früher,
00:10:06: als man in einen guten Fashion Store gegangen hat,
00:10:08: ich möchte gerne einen Anzug haben.
00:10:10: Dann wurden einem 5-6 Anzüge in die Kabine getragen,
00:10:12: und dann hat man die anprobiert,
00:10:14: und dann hat man den, der am besten war gekauft.
00:10:16: Und dann, an der Kasse hat man gemerkt, welche Brand das war.
00:10:18: Heute gehen die Leute in den Store rein und sagen,
00:10:20: ich will einen Prader-Anzug, ich will einen Gucci-Anzug,
00:10:22: ich will das haben, was anderes tragen die gar nicht.
00:10:24: Weil die Entscheidung fällt nicht mehr im Laden,
00:10:27: durch die Expektise der Verkäufer,
00:10:29: die Entscheidung ist schon, bevor sie in den Laden gehen.
00:10:31: Gefallen, was sie haben wollen.
00:10:33: Und wenn natürlich zwei Brands oder zwei Riesenplayer
00:10:36: diesen Markt so diktieren,
00:10:38: bedeutet das, was der Endkonsument nicht weiß,
00:10:41: die diktieren die Produktionsstätten,
00:10:43: die diktieren die Geschwindigkeit im Markt,
00:10:46: die diktieren wann die Kollektion in die Stores kommt,
00:10:49: wie schnell Lebig wird das, wie viele Kollektionen in den Markt kommen,
00:10:53: wie schnell gehe ich in den Ausverkauf oder nicht.
00:10:56: Gehe ich gar nicht rein, völlig unabhängig davon.
00:11:00: Die haben auf jeden Fall die Macht zu diktieren.
00:11:03: Und eine kleine Brand, die morgen aufmacht, die muss diesen Zyklen,
00:11:08: dieses Marktes folgen, die kann den aber gar nicht folgen.
00:11:12: Die können nicht in drei Monaten mal eben eine Kollektion aus dem Nichtstempfen.
00:11:16: Das geht nicht, die haben nicht die Financial Powers, die haben nicht die Struktur,
00:11:20: die müssen genau gucken, was, wie viele Teile produziere ich jetzt in meiner Muster-Kollektion,
00:11:25: die ich im Showroom zeige, wieviel kann ich davon anbieten, wieviel nicht,
00:11:29: weil die müssen erst mal gucken, ob sie die Quantities überhaupt produzieren können,
00:11:33: was die großen natürlich alles können.
00:11:36: Und dadurch wird es für kleine Brands oder wurde es in der letzten Zeit immer schwieriger,
00:11:42: dass die in dem Markt ein Gehör bekommen.
00:11:44: Weil der Einzelhandel, der eigentlich die Plattform war, um junge Brands aufzubauen,
00:11:50: ist weggebrochen, indem er einfach nur noch ein Verkaufsplatz war für die großen Player.
00:11:57: So, jetzt merken wir, dass die großen Player, die haben ja auch die Store sticktiert,
00:12:02: die haben gesagt, wenn du unsere Taschen haben willst und unsere Schuhe haben willst,
00:12:08: dann musst du auch mindestens genauso viel Umsatz bei der Ready to Wear machen.
00:12:13: Wenn du bei uns die und die Brand haben willst, dann musst du tote Looks kaufen.
00:12:19: Und dann können die noch so sehr sagen, du, ich verkauf keine 500 Euro Rühschensocken an Männern,
00:12:24: das darf ich keine Kunden für, musst du haben, sonst kriegst du die ganze Kollektion nicht.
00:12:28: So einfach sah das aus. Genauso dann die Bilder, die gekauft werden müssen von den Brands,
00:12:33: was sie vordigtieren, dann sitzt die Brand vor dir und sagt, das muss geordert werden.
00:12:38: Das sind Must-Haves. Und wenn du die geordert hast als Laden, bleibt ganz wenig Geld nur noch übrig,
00:12:44: dass du überhaupt ein paar Cherries kaufen kannst, weil du ja schon die Jeans hast und das hast
00:12:49: und den ganzen Mainstream-Shies gekauft hast im Endeffekt.
00:12:52: Das alles ist dazu geführt, dass jeder Laden gleich aussieht.
00:12:56: Du hast auf dem Kuhdamm dann Multi-Brand-Store, der hat dieselben Sachen wie nebenan Bottega
00:12:59: und dieselben Sachen wie Prada nebenan. Es ist überall das Gleiche.
00:13:02: Die kleinen Brands kriegen keinen Gehör, die kriegst du kaum, die müssen sich nach draußen bewegen.
00:13:07: Aber du brauchst, um eine kleine Brand nach draußen zu bringen,
00:13:11: einen Einzelhändler, der Mut hat, der stark ist, mit dem du eine Partnerschaft aufbaust,
00:13:16: wie das früher immer war in der Mode, der nach außen geht und dich als Kunden kennt
00:13:20: und sagt, ich habe hier eine neue Brand, probier das mal an, Tom.
00:13:22: Probier mal dieses Sacco an, das ist der Hammer für dich.
00:13:25: Und wenn es das nicht gibt, gibt es keine Kreativität.
00:13:28: Aber sind aus deiner Sicht die Consumer überhaupt noch so flexibel und so neugierig auf neue Brands?
00:13:35: Oder sind die nicht mittlerweile alle durch ja Brands und Logos und Social Media einfach schon fixiert?
00:13:42: Dass sie sagen, ich brauche diesen und jeden Trend, weil ich damit auf TikTok, auf Instagram,
00:13:48: weil ich da die meisten Likes bekomme?
00:13:50: Also ich glaube, es gibt da gerade so eine Gabelung, an einer Kreuzung.
00:13:57: Das, was du sagst, ist sicherlich immer noch da.
00:14:00: Ich muss jetzt überlegen, dass ich das auch politisch korrekt ausdrücke.
00:14:04: Aber man kann, es gibt, ich finde, man beobachtet immer mehr,
00:14:11: dass bestimmte Luxusmarken, die früher für Understatement standen oder für kulturelle Hochkultur,
00:14:21: Sophisted, Cated Warn und so weiter, rutschen momentan sehr schnell ab
00:14:28: in eine so Proll-Asi-Angeberrichtung.
00:14:35: Und nicht, weil die Marken sich unbedingt verändert haben,
00:14:39: sondern weil der Konsument sich verändert hat.
00:14:42: Weil wir ja auch eine Demokratisierung des Luxus haben, seitdem ich in der Mode bin.
00:14:47: Dass uns eingeredet wird durch Social Media, wenn ich kein Prada trage und keine Chanel-Handtasche habe, bin ich nichts wert.
00:14:53: So wachsen ja die jungen Leute auf heute.
00:14:55: Also tragen sie die, und zwar für das Vertragen sie sie als Fakes,
00:14:58: und zwar für das entstehen spannende Sachen aus sowieso, wenn man das auch politisch korrekt ist,
00:15:02: wie sie jetzt sagen, diese Tala-Hoons oder irgendwas, die da mit Fake-Gucci-Taschen rumrennen,
00:15:06: was sich ja noch einen spannenden Trend findet, weil das mal wieder eine Subkultur ist,
00:15:09: was wirklich von der Straße entsteht und nicht von der Mode, also von den Modehäusern heraus.
00:15:14: Und ich glaube halt, dass es immer mehr Leute gerade gibt, die es obsönt finden, Brands und Luxusbrands zu tragen,
00:15:21: die nach außen hin Protz und Geld ausstrahlen.
00:15:26: Und es gibt die anderen, die das gerade aus diesem Grund tun, von denen du eben gesprochen hast.
00:15:31: Das Problem ist aber, dass die wirklichen Konsumenten von einigen Luxusmarken,
00:15:37: gerade wenn man mit denen redet, ich kenne ja ein paar, dass die sagen, ich will die und die Handtasche nicht mehr tragen.
00:15:44: Und ich glaube, dass das zum Beispiel die Krise der großen, wirklich großen jetzt sein wird,
00:15:49: wo die sich die nächsten ein, zwei Jahre miteinander setzen müssen,
00:15:52: ist, wie sie es schaffen, ihren Accessory-Markt zu halten.
00:15:58: Weil wenn der einbricht bei irgendeiner der Marke, dann sieht es wirklich aus, dass man eine Krise hat.
00:16:03: Weil du kannst ja auf der, wer hast du da in Mailand, die Straße, Via Montenapolione.
00:16:08: Wenn du da langläufst, sag mir mal, welcher Store zeigt denn da noch Mode?
00:16:13: Da steht ein Maniker und dahinter sind Regale von Taschen.
00:16:17: 30 Taschen sieht man da im Schaufenster steht.
00:16:19: Das ist das, was verkauft wird. Taschen, Schuhe, die werden rausgehauen.
00:16:23: Deshalb wollen auch die Einzelhändler Gucci und diese ganzen Brands haben,
00:16:28: weil sie natürlich die Taschen haben wollen, weil sie das verkaufen.
00:16:31: Die verkaufen ja nicht das Ready to Wear so gut, sondern die verkaufen die Accessories.
00:16:34: Wenn aber das Accessory, was wir ja schon mal hatten, war einer Brand zum Beispiel, da weiß ich,
00:16:40: also nehmen wir Gucci zum Beispiel, bevor Alessandro Michele gekommen ist,
00:16:46: hätte keine Frau, die bei mir im Büro, Mann so besohnig, der bei mir im Büro gearbeitet hat,
00:16:52: Gucci Tantaschen getragen. Keiner. Erst durch Alessandro Michele wurde das wieder salonfähig.
00:16:58: So, jetzt sind wir aber an einem Punkt wieder, wo einige Brands ihre Identität suchen,
00:17:04: ihre Leidenschaft suchen und denken jetzt, Kaste meise ich eine Tasche, 730 Mal finde Show
00:17:10: und irgendeine wird schon verkauft. Kann sein, ist aber irgendwie so ein bisschen Lotteriespiel.
00:17:15: Und was mir dabei fehlt ist, was die Brands vielleicht gar nicht mehr mitkriegen,
00:17:20: dass selbst, wenn die Leute selbst bei mir im Büro oder in anderen Redaktionen mit denen ich rede,
00:17:26: nicht mehr brennen, um zu den Shows zu gehen, nicht mehr brennen,
00:17:31: um, wenn die neuste Kollektionen ankommen, die packen Pakete aus und sehen dann,
00:17:36: wow, guck mal, das klein ist, das toll ist, das dieses, wenn das verloren geht, wo wir jetzt schon sind,
00:17:41: die packen die Mechanik aus, wenn ich denen sagt, hey, willst du mit nach Paris?
00:17:45: Ja, ich weiß nicht, mein Kumpel kommt mich besuchen, muss ich denn?
00:17:50: Das war vor ein paar Jahren unmöglich, da werden die Leute sich in den Fuß abgeschnitten,
00:17:54: das weißt du selber, um zu den Shows zu kommen.
00:17:57: Und wenn das jetzt schon hier ankommt, dann siehst du schon, wie groß die Modeverdrossenheit ist.
00:18:02: Ja, ziemlich viel, so same-same.
00:18:04: Genau, so wie man sich traut mehr was.
00:18:06: Genau, es ist dasselbe, die Leute gehen nicht raus, sie trauen sich nicht, sie machen auf Sicherheit
00:18:12: und am Ende des Tages ist es halt, das ist das, was du am Anfang meintest, das Erbe,
00:18:19: Karl Lagerfeld, der Unterschied ist Karl Lagerfeld, genauso wie jemand wie Amani oder so was,
00:18:23: die hatten keine tote Look-Policy, zum Beispiel.
00:18:27: Also das zu erklären, das ist, wenn man alles nur von einer Marke tragen darf,
00:18:30: nur von derselben Marke tragen darf, bei Fotoschutz.
00:18:33: Karl Lagerfeld oder Amani sind Leute, die schicken die Klamotten raus an die Redaktion
00:18:38: und sagen zu den Stylisten, now it's your turn.
00:18:41: Zeig mir, was du tolles daraus machen kannst.
00:18:44: Und dadurch ist Kreatives entstanden.
00:18:47: Heute kriegst du zehnseitige Verträge zugeschickt, um irgendeine Brand fotografieren zu können.
00:18:53: Also wenn die Kreativität schon im Keinen erstickt wird, wo sie eigentlich entstehen sollte,
00:19:00: das heißt also Stylisten, die Ideen haben, Fotografen, Magazine, Online-Plattform,
00:19:07: völlig egal, wo junge Kreative sind, die mit Mode arbeiten,
00:19:11: wenn denen schon verboten wird und vordiktiert wird, wie man was zu schuten hat,
00:19:18: dann reden wir nicht über kreative Freiheit und dann reden wir auch nicht über eine Branche,
00:19:22: die open-minded ist, wie sie die ganze Zeit sagen, sondern reden wir,
00:19:29: das ist ja eine Diktatur, ich kann jetzt auch sagen,
00:19:32: Faschismus, Modefaschismus, den wir da haben.
00:19:34: Und wenn der da ist, wie soll dann am Ende Excitement entstehen?
00:19:41: Ich glaube nicht, dass das funktioniert.
00:19:43: Ich glaube nicht, wenn du Leute nicht fliegen lassen kannst,
00:19:46: wenn du Menschen nicht träumen lassen kannst, wenn du nicht Leidenschaft dabei hast,
00:19:52: sondern direkt alles sagst, nein, das musst du so machen, alles reglementierst, jedes Ding von Anfang an.
00:19:57: Du bist selber jemand, der kreativ in vielen Bereichen gearbeitet hat schon.
00:20:01: Wenn du das nicht kannst, dann fließt es nicht.
00:20:05: Das kann man jetzt spinnerig finden, aber Kreativität und Liebe, Leidenschaft muss fließen.
00:20:14: Wenn die nicht da ist, dann ist das auswendig gelernt.
00:20:17: Man kann sich alles im Leben erlesen, aber ich glaube,
00:20:20: es gibt einen großen Unterschied zwischen erlesen und erfahren.
00:20:23: Und am Ende geht es darum, etwas zu kreieren.
00:20:27: Und ich glaube nur dann, bis du glaubwürdig,
00:20:29: wenn du selber etwas kreierst als Brand, was einzigartig ist, was mutig ist,
00:20:34: was auch vielleicht manchmal so ist, dass den Finger in die Wunde legt bei Leuten
00:20:38: und ihnen den Spiegel vorhält, nur dann hat es einen Mehrwert.
00:20:44: Sprechen wir mal über Einzigartigkeit und Mutgötz
00:20:48: und was in Namen gerade eben schon erwähnt, Karl Lagerfeld.
00:20:52: Seit mittlerweile sechs Jahren ist er schon tot.
00:20:56: Und Chanel, die berühmteste, größte, wichtigste, wertvollste Modemarke des Planeten,
00:21:04: hat es bis heute nicht geschafft, eine richtige Nachfolgeregelung zu bekommen.
00:21:09: Viele sprechen schon vom Lagerfeldfluch, der auf Chanel liegt.
00:21:13: Warum ist es so schwer für Chanel, ein Karl Lagerfeld zu ersetzen?
00:21:20: Das ist ja nicht nur für Chanel schwierig, es ist ja für alle Brands gerade schwierig,
00:21:24: das zu ersetzen. Und ich glaube, das ist das, was wir eben gesagt haben, wo ist der Mut.
00:21:28: Und ist es wirklich so, Karl Lagerfeld konnte tun und lassen, was er wollte?
00:21:33: Also meine Information hat dem niemand gesagt, dass das oder das nicht geht.
00:21:37: Wenn der gesagt hat, der hatte letzte Saison Mini Röcke und die sind nicht gelaufen
00:21:42: und er wollte diese Saison wieder haben, dann hat er sie wiedergemacht.
00:21:45: So einfach sieht es aus.
00:21:46: Und wenn er wollte, dass er sie zehnmal hintereinander gemacht hat,
00:21:49: wenn er ein Idiot versteht, dass Mini Röcke cool sind, dann hat er das gemacht.
00:21:52: Und genauso baut man Ikonen auf.
00:21:55: Also in der Ur- und Branche ist es auch so, was Lagerfeld gemacht hat, ist Dinge durchgesetzt.
00:22:00: Und wenn du eine Rolex siehst, wenn wir das heute machen, ich bezweifle, dass eine Rolex,
00:22:05: heute diese Ikonen, die es von Rolex gibt, heute noch entstehen würden,
00:22:08: weil wenn du eine rausbringst und die läuft nicht direkt, die stellen wir ein.
00:22:12: Beim 9/11 war es genauso, das sind Sachen, die wurden durchgesetzt.
00:22:16: Da gab es Leute, die haben einfach den Mut gehabt.
00:22:18: Das sind ja nicht Sachen, Lagerfelds Erfolg ist ja nicht entstanden durch den Fingerschnip.
00:22:24: Der hat ja dafür gearbeitet für diese Sachen.
00:22:26: Der hat ja dafür auch viel riskiert, viel angeeckt.
00:22:30: Wäre Lagerfeld heute noch möglich? Weiß ich nicht.
00:22:33: Ist es noch möglich, dass unsere Gesellschaft das aushält, dass jemand da wäre, wie Karl Lagerfeld
00:22:37: und das raushaut, was der so alles rausgehaut hat über Leute?
00:22:41: Ich glaube nicht, dass sich viele Brans erst trauen würden.
00:22:44: 36 Jahre war er am Abend.
00:22:46: 36 Jahre Kreativdirektor bei Chanel.
00:22:50: Ich glaube, es ist heute eine unvorstellbare Zeit, dass überhaupt ein Chef,
00:22:53: die seiner so lange bleiben oder bleiben darf.
00:22:56: Ja, weil es halt im Endeffekt ja auch mehr oder weniger seine Marke war.
00:23:01: Also das ist ja auch eine Loyalität zwischen den Besitzern und ihm, die halt besonders ist.
00:23:08: Vielleicht geben sie das selbe Recht jetzt dem neuen, seinem Nachfolger.
00:23:14: Ja, das weiß ich nicht. Das werden wir sehen.
00:23:16: Mein Problem ist auch das in der Mode.
00:23:18: Das sieht man, glaube ich, in der Musik mehr noch.
00:23:22: Das ist jetzt etwas vielleicht kontrovers für viele Leute,
00:23:26: weil ich es jetzt nur so reinwerfe.
00:23:29: Aber ich glaube, da ist eine junge Generation draußen,
00:23:33: die möchte mal wieder Rockstars haben, die trinken, die Hotelstimmers schon möbeln
00:23:37: und die Spaß haben.
00:23:39: So blöd es klingt und so unpopulär dieses Ding ist.
00:23:43: Aber genau das fehlt in der Mode.
00:23:46: Ich möchte Alexander McQueen, ich möchte ein Lagerfeld haben,
00:23:49: ich möchte Leute, die ihren Mund aufmachen, die das machen, was sie für richtig halten.
00:23:52: Visionäre, genauso wie Steve Jobs.
00:23:56: Das ist ein Visionär, haben wir den gefragt, dass wir ein iPhone wollen.
00:23:58: Kein Mensch hat den gefragt, dass wir ein iPhone wollen.
00:24:00: Der, der uns gefragt hätte, mir gesagt, um Quatsch brauchen wir nicht.
00:24:03: Der hat es gemacht.
00:24:04: Das sind die Leute, die wir in der Mode brauen.
00:24:06: Und wie sollen die entstehen, genauso was ich meinte in der Musik hatte,
00:24:10: wenn früher, wo wir jung waren,
00:24:14: waren Boybands mehr oder weniger, Libertines, The Strokes, Oasis, Blur, solche Leute.
00:24:21: Heute sind solche Leute, in der Zwischenzeit waren solche Leute für Plattenfirmen unhaltbar,
00:24:27: sondern heute ist the most rock'n'roll you can get, ist Harry Styles.
00:24:31: Also, wir schlafen dir verlangeweile die Zehnnegel ein.
00:24:34: Ein toller Musiker ist ein hübscher Junge und das alles toll macht.
00:24:37: Aber there's no rock'n'roll, ja, da ist kein...
00:24:40: Und ich glaube deshalb auch, wenn ich das sehe hier bei meinen Kids,
00:24:44: die Libertines auf einmal feiern, die Oasis feiern, die das feiern,
00:24:48: die wollen diese Attitude wieder haben, die wollen wieder rock'n'roll.
00:24:53: Ich glaube auch, dass Mark Veynes feiert, ich glaube auch, dass diese Über-Ehrer des Hip-Hop vorbei ist
00:24:58: und das auch wieder in den Rockmusik reingeht.
00:25:01: Das wird sich auf kurz oder lang, wenn wir Glück haben, auch in der Mode widerspiegeln.
00:25:06: Und das durch nicht durch die großen Player, vielleicht gibt's einen wie Chanel, die sagen,
00:25:11: "Du, wir machen was wir wollen und wir lauben das unseren Designer."
00:25:16: Aber kleine wird es wieder geben.
00:25:19: Kleine Brands, die anecken, kleine, die dahin gehen, wenn der Einzelhandel mit denen zusammenarbeitet, mutig ist, die aufsäure.
00:25:25: Und da ist dann eine Hoffnung für neue Kreativität.
00:25:28: Und wenn diese Kreativität entsteht und auf der Straße ankommt, dann werden die Großen nachziehen.
00:25:33: Die werden erst nachziehen, wenn die Leute danach schreien.
00:25:36: Und ist der neue Chef-Designer von Chanel so einer Matthew Blazy, ist er dieser Rockstar, wird er diese Freiheiten bekommen?
00:25:44: Ob er die Freiheiten bekommen wird oder nicht, das kann ich nicht sagen.
00:25:49: Er wirkt jetzt nicht im Moment, das ist ein sehr konzeptioneller,
00:25:56: sehr eigenständiger und ich finde auch spannender Designer, was er aus dem Erbe von Lagerfeld bzw. aus dem Erbe von Coco Chanel macht.
00:26:05: Da glaube ich, das wird schon spannend vom Design sein.
00:26:08: Ob er die Lautstärke hat, um diesen Rock'n'Roll' "Bag" Attitude zu kriegen, das glaube ich nicht,
00:26:18: ist aber auch nicht, dass das Chanel gerade braucht, weil Chanel läuft ja.
00:26:23: Eine Brand läuft gigantisch gut, obwohl der Designer seit sechs Jahren tot ist und es ist gar kein Aufgefahr.
00:26:32: Die haben ja jetzt keine finanzielle Krise oder die müssen ja jetzt nicht laut werden.
00:26:38: Vielleicht wird das, ich weiß es nicht.
00:26:41: Man kann sagen, wie heißt der Glenn Martin, ein bisschen bei Diesel, der hat den jungen Leuten eine Marke, die komplett tot war.
00:26:50: Tot, seit Jahrzehnten versucht man die irgendwie wieder zu belebene Relevanz zu gehen.
00:26:55: Und der kommt hin, macht Shows mit Bergen von Kondomen und sagt, "Chacks ist Bag" und das ist Diesel.
00:27:01: Und die Kids feiern es.
00:27:03: Auf einmal sitzen die da unten bei mir im Büro und haben Diesel-Gürtel an oder Diesel-Swatchers.
00:27:07: Und ich denke, wann ist denn das passiert?
00:27:10: Also, dann habe ich dann gemerkt, dass ich alt bin, dass ich das einfach nicht verstehe, wie man Diesel, wann ist das hip geworden?
00:27:15: Und dann habe ich mir die Shows angeguckt und die Sachen angeguckt und dann habe ich gesagt, okay, ich verstehe es.
00:27:19: Für eine eigentliche Commercial Brand ist das, was der den Leuten daraus gibt, so, hey, let's have fun. Enjoy life.
00:27:28: Absolut.
00:27:30: Aber wenn wir nochmal auf Chanel schauen, das ist ja wirklich das Besondere.
00:27:34: Gegründet 1913 von Coco Chanel, 1971 ist sie gestorben.
00:27:38: Es gab nie einen zweiten Designer an ihrer Seite.
00:27:41: Das hat Chanel nie für notwendig erachtet.
00:27:45: Und dann als erster Designer nach Coco Chanel kam im Car Lagerfeld, hat das übernommen und hat das über Jahrzehnte geführt, 36 Jahre.
00:27:56: Und dann diese Nachfolgeregelung.
00:27:58: Und das finde ich ja total spannend, dass du gerade sagst, Chanel ist so wahnsinnig erfolgreich.
00:28:03: Es hat ja dann die langrige Assistentin von Car Lagerfeld übernommen.
00:28:08: Virginia hat übernommen und ist dann aber gefeuert worden.
00:28:12: Und man muss sagen, gefeuert worden in einer Zeit, wo sie für Chanel den größten Umsatz aller Zeiten gebracht hat.
00:28:19: Der Umsatz von Chanel ist im Moment bei 19,7 Milliarden Euro.
00:28:25: 19,7 Milliarden Euro im Vergleich dazu.
00:28:28: 2018, 2018 hatte Chanel nur 9,8 Milliarden und jetzt 19,7 Milliarden.
00:28:36: Im letzten Jahr alleine plus 15,8 Prozent.
00:28:39: Da würde man normalerweise sagen, du bist als Designer gefeuert.
00:28:43: Aber sie wird gefeuert. Wie kann das sein?
00:28:46: Naja, also ich könnte jetzt mal tippen.
00:28:50: Ich habe ja nicht mit denen telefoniert.
00:28:52: Ich könnte jetzt tippen oder mal ein bisschen größer wahnsinnig sagen,
00:28:58: vielleicht gibt es da auch Leute, die ähnlich denken wie ich.
00:29:01: Also, dass ich sage, es bringt ja nichts nur, eine Designerin zu haben, die den Umsatz in Schwindel der regende Höhen bringt.
00:29:08: Sondern wenn ich als Familie, als Besitzer eines Unternehmens daran interessiert bin, dass das Generationen übersteht,
00:29:16: dass die Legacy weiter aufrecht gehalten wird, dann muss ich mir einfach,
00:29:21: das ist ja das, was ich von der Mode halt generell erwarte.
00:29:24: Und bei Chanel geht das halt noch.
00:29:26: Oder würde das noch gehen meiner Meinung nach, bei Carrying und bei Louis Vuitton wird es viel schwieriger.
00:29:32: Aber die können entscheiden und können sagen, hey, super, Geld haben wir jetzt mehr als genug, hatten wir aber auch vorher schon.
00:29:41: Aber wir müssen jetzt aufpassen, das Chanel-Handtaschen zu tragen, auch in den nächsten ein, zwei Jahren.
00:29:50: Noch ein Statement ist von Kultur, Schicknis.
00:29:56: Oder wird es einfach nur vulgär und obszön und politenhaft.
00:30:01: Und das ist das, was die Brands gerade alle fassen müssen.
00:30:04: Sie müssen aufpassen durch Social Media, durch diese Sachen, dass ein Image ganz schnell kippt.
00:30:10: Und wenn ein Image mal kippt und eine Brand dann in eine nicht mehr sophisticated Art gesehen wird
00:30:18: und dass die Trend-Lieder nicht mehr kaufen, dann ist es wie bei einem Restaurant.
00:30:24: Du machst ein tolles Restaurant, hast eine Superlocation, hast ein Superkoch, hast alles, was du brauchst.
00:30:30: Und du hast sogar, jetzt machst auf und alle Celebrities kommen, coole Schauspieler, coole Künstler, alles ist da, super.
00:30:37: Das Problem ist nicht, das Restaurant zu öffnen, das Problem ist auch nicht dein Mainstream, der dahinter ist.
00:30:44: Das Problem ist, dass du die 10 Prozent, die Künstler sind, Medienmacher sind, Opinien-Lieder sind, die musst du halten.
00:30:52: Und die sind extrem schwierig zu halten, weil in drei Monaten macht das nächste Restaurant auf
00:30:58: und dann rennen die ganzen Hipster alle dahin.
00:31:00: Und wenn die gehen, dauert es nicht mehr lang, dass die Touristen, die nach Berlin kommen,
00:31:05: um in diesem Restaurant mal zu essen sagen, nee, da brauchen wir nicht mehr hingehen, die gehen mittlerweile alle woanders hin.
00:31:09: Dann wollen die nämlich in das nächste Restaurant.
00:31:11: Das ist diese Gruppe von 10 Prozent, die zieht dann weiter und gehen woanders hin.
00:31:15: Und das ist die Kunst jetzt für die großen Brands.
00:31:18: Die müssen sich so, die letzte Brand, die das geschafft hat, war Gucci mit Alessandro Michele.
00:31:23: Limitierung zu schaffen, bewusst nicht in die schnellen Medien zu gehen, wie Social Media und so weiter am Anfang,
00:31:31: bewusst in Print zu gehen, sogar in Print nur in Nischen Titel zu gehen, ein Hype zu kreieren, eine Nähe zum Produkt zu kreieren,
00:31:39: dann in mehr Mainstreamigere Titel zu gehen, dann auch mit Testimonials zu arbeiten, die mehr Mainstreamig sind,
00:31:46: aus dem Bereich Fußball, Musik und so weiter und dann in Social Media zu gehen.
00:31:50: Das haben die gemacht. Damit haben sie auch einen sensationellen Erfolg gehabt.
00:31:53: Heute gehen sie aber, ich glaube, und das ist bei Chanel gerade das Wichtige, wenn jetzt jemand kommt, der das verintellektualisiert,
00:32:02: wieder die Kollektion, vielleicht auch etwas verkopft, dass es mehr schwieriger zugänglich wird in einer Form,
00:32:11: was vielleicht Karl zu seiner Zeit auch gemacht hat und Coco Chanel auch gemacht hat,
00:32:15: vielleicht lauter und provokanter, glaube ich, als der neue Designer das machen wird, aber er ist ja trotzdem sehr konzeptionell.
00:32:23: Und wenn er das da reinbringt, dann wird es schwieriger zugänglich, dann hat es auch eine Chance, wieder neu die Perspektive auf die Marke wieder neu auszurichten.
00:32:34: Und das ist einfach extrem wichtig, dass du von oben anfängst.
00:32:40: Ich glaube, du musst oben auf den Berg gehen, einen Schneeball loslassen und unten kommt eine Lawine an.
00:32:44: Im Moment gehen diese ganzen Konzernbrands, da rein, dass die unten am Berg hingehen und sagen, lass uns direkt die Masse einsammeln.
00:32:51: Und die Masse einsammeln, das funktioniert nicht. Das funktioniert nirgendwo.
00:32:56: Aber die Owner von Chanel müssen das doch am besten wissen.
00:32:59: Das ist ja einer der wenigen Brands, der nicht zu LVMH gehört, der nicht zu Kirin gehört, sondern Chanel gehört,
00:33:05: Familie Wertheimer wird geleitet von Arnaud und Gérard Wertheimer.
00:33:09: Das sind die Enkel von Pierre Wertheimer, der eines der Geschäftspartnerinnen von Founderin Coco Chanel war.
00:33:16: Und Coco Chanel hat den Laden immer geführt, dann Karl Lagerfeld fast 40 Jahre.
00:33:22: Und jetzt müssten sie doch das Erfolgskrezept kennen.
00:33:25: Warum plötzlich diese Nervosität?
00:33:28: Weil wir in einer ganz anderen Zeit leben.
00:33:30: Also du hast es gerade, wenn du das sagst, guck dir das Vermeßnis von Coco Chanel an.
00:33:34: Alles, was man da rüber geht. Sprüche.
00:33:37: Eine Frau soll überall da paar Föhrer tragen, wo sie geküsst werden will.
00:33:41: Das ist ein Spruch.
00:33:43: Da würden wahrscheinlich heute, ich weiß nicht, wer das sagen würde, wenn die in Ohnmacht fallen, die Leute da draußen.
00:33:48: Also ich sage jetzt nicht mal die Leute Endkonsumenten, aber die Manager und die ganze Höhe, das kannst du nicht sagen.
00:33:55: Bestimmte Dinge zu sagen und zu sagen, ich mache jetzt eine Brand und mein Idee ist, wie Hedy das gemacht hat für Celine,
00:34:06: nicht Hip Hop, sondern Rock'n'Roll. Ich will nur Rock'n'Roll, ich will nicht mit Hip Hop an arbeiten.
00:34:10: Wie kann man so was sagen?
00:34:12: Da ist es schon kurz, davor, dass nochmal kurz überlegt wird, müssen wir den jetzt canceln oder nicht?
00:34:16: Der einzige, der durch diese ganze Cancel-Tour super durchkommt, warum auch immer ist demner.
00:34:20: Da wird nie angefasst, aber alle anderen, wie soll jemand wie Coco Chanel mit der Editude, die sie hatte
00:34:27: und mit der politischen Unkorektheit, die sie auch hatte, genauso wie Karl Lagerfeld.
00:34:31: Man guckt ja alte Karl Lagerfeld-Interviews an, das finden wir heute amisant, aber auch deshalb, weil man so ein bisschen manchmal denkt,
00:34:37: ach so, uuh, und man guckt sich das an und denkt so, heute, das kann keiner mehr sagen.
00:34:42: Und dieses Bewusstsein haben ja die ganzen Manager, die da sind, das wissen die ja.
00:34:48: Du weißt ja heute, du weißt es selber von deiner Arbeit als Chefredakteur und so weiter,
00:34:52: was das für uns oft ein Eiertanz ist mit diesen Brands, wo man dann sagt, wie darf man was formulieren?
00:34:59: Darf man das so schreiben? 700 mal wird genau überlegt, 300.000 Leute gucken danach.
00:35:04: Und dann, oh Gott, ihr habt ein Pferd am Set, könnt ihr uns bitte noch geschriftlich garantieren,
00:35:08: dass das nur Quellwasser bekommt und so weiter.
00:35:10: Da wird ja wirklich alles versucht auszuschließen, dass man nur irgendwas falsch machen kann.
00:35:15: Und das ist der große Unterschied zu Coco Chanel und Karl Lagerfeld gewesen.
00:35:19: Denn Lagerfeld hier mit uns jetzt, die Krise ist so, man muss was reden, die davon kriess,
00:35:24: man muss das Geld zum Fenster rauswerben, das zur Tür wieder reinkommt.
00:35:27: Lass das mal irgendein Designer sagen, der irgendwie bei Caring oder bei LVMH ist.
00:35:33: Der muss schon sehr gut im Sattel schützen, dass er das sagen darf.
00:35:37: Also dann würden sich die Aktionäre sofort verdanken, denke ich mal.
00:35:40: Genau, dann würden die Theater machen, dann geht es auf die Nächsten, die Theater macht.
00:35:43: Und das ist halt dieses Ding.
00:35:45: Ich glaube nicht, dass Karl Lagerfeld natürlich war, dass jemand, der massiv von Erfolg getrieben war.
00:35:53: Aber das war auch jemand, der hat einfach sein Ding gemacht, genauso wie Coco Chanel.
00:35:59: Die Leute, die sind ja heute gar nicht mehr da.
00:36:03: Sir Laurent, Coco Chanel, Lagerfeld.
00:36:07: Amani ist einer der Letzten, der noch da ist wirklich.
00:36:11: Der letzte große vielleicht, wenn der dann weg ist, oder es gibt noch Comde Gasson natürlich und so.
00:36:18: Da sieht man es auch.
00:36:19: Eine Brand wie Comde Gasson.
00:36:21: Wenn sie geht, wer wird diesen Platz füllen?
00:36:24: Meines Wissens hat sie gesagt, wenn sie stirbt, wird Comde Gasson nicht mehr weitergeben.
00:36:28: So, wie soll heute in dieser politischen Korrektheit und diesen Ding, wo wir uns Tage über Frisuren und über das und über dieses Auseinandersetzen
00:36:37: und nicht davon ausgehen, was man, also, weißt du, früher gab es, es gab diese Highland Rape Kollektion von Alexander McQueen.
00:36:47: Weiß nicht, ob das kennt.
00:36:49: Das ist diese Kollektion, wie wir jetzt mal sehr vereinfacht gesagt, da ging es um, hat er kleiderkulturige Kleider gezeigt, die zerrissen waren,
00:36:56: weil man gesagt hat, in der Apaklas, wie viele Frauen da von mächtigen Männern vergewaltigt werden und so weiter.
00:37:02: Das war eine Show, die über den Laufstil ging.
00:37:05: Danach gab es am nächsten Morgen, wer alle natürlich, so wie immer, man das früher gemacht hat, Tageszeitung geholt und die Reviews geguckt.
00:37:12: Da gab es die einen, haben gesagt, sensationell, das ist ein Statement, die anderen haben gesagt, das ist eine Katastrophe, das geht überhaupt nicht.
00:37:19: Wie kann man so was machen, pietätlos und und und und?
00:37:22: Da würde hart diskutiert.
00:37:24: Heute würde das einer von den Designern machen, der wäre am nächsten Tag arbeitslos.
00:37:30: So einfach ist es.
00:37:32: Da wird nicht mehr diskutiert, ist es gut oder nicht?
00:37:35: Da wird auch nicht mehr gesellschaftlich hinterfragt, ob das gut ist oder nicht?
00:37:38: Und nochmal, das ist der Grund, warum es schwierig ist, noch Kreativität zu haben.
00:37:44: Wir durften das alles.
00:37:46: Wir durften auch manchmal naiv sein und dumm sein.
00:37:49: Und dann habe ich was gemacht in meiner Vergangenheit.
00:37:51: Dinge zitiert, wo ich nicht hundertprozentig wusste, wo die herkam.
00:37:56: Und dann kamen andere zu mir und haben gesagt, du, du weißt schon, was du da gerade machst.
00:38:00: Ich war auf Musikkonzerten früher, Dancehall und Reggae und weiß ich nicht was alles.
00:38:06: Da hände ich in die Luft und wie toll.
00:38:08: Und das müssen wir inspirieren und mit denen müssen wir das zusammen machen.
00:38:11: Heute weiß ich, was die Jungs da gesungen haben und denke, oh Gott, das willen, das kann man nicht hören.
00:38:15: Was ist das, das ist das Menschen veratmet, was da teilweise homophob oder sexistisch, wie das gemacht hat.
00:38:20: Da ist ja auch viel Positives in der Erwarnisse entstanden.
00:38:24: Aber ich glaube, die Mode ist, weißt du, die Mode ist das erste Ausdrucksmittel, was wir haben, um zu zeigen, wer wir sind.
00:38:34: Das ist die erste Kommunikation, die wir miteinander haben.
00:38:38: Das ist nonverbale Kommunikation, die wir haben.
00:38:41: So wie ich mich anziehe durch deine Erfahrungen im Leben, wirst du mich erstmal einkategorisieren.
00:38:49: Du wirst mich in einem bestimmten Formen sehen.
00:38:52: Und das versuchen wir, das ist was Schönes, das ist ein Ausdrucksmittel, das ist was Tolles.
00:38:57: Versatschard damals immer gesagt, wo ich mal gearbeitet durfte, hat er immer gesagt,
00:39:01: Menschen wollen lieber ausgezogen werden als angezogen werden.
00:39:04: Und wenn es keinen Sex gibt, Sex ist the motivation of everything.
00:39:08: Und ich habe es damals nicht so richtig verstanden.
00:39:11: Erst dann später, dass ich gesagt habe, na ja, der redet jetzt nicht nur über den Sex Sex,
00:39:15: sondern er redet halt über den Drive, den wir haben, dass wir sagen, ich möchte toll sein, ich möchte schön sein,
00:39:21: ich möchte cool sein, ich möchte, aber es geht darum, dass wir Leute brauchen, die sagen,
00:39:26: sie wollen die Mode revolutionieren, die wollen die Welt revolutionieren, gerade in der heutigen Zeit.
00:39:31: Und wenn wir die Mundtot machen und gar nicht reden lassen, warum, warum, weil wir Angst haben
00:39:37: von Social Media, weil wir Angst haben vor Aktionären, was soll daraus kommen?
00:39:43: Langebeide, die haben wir jetzt.
00:39:45: Ich finde das total spannend, Götz, wenn du sagst, Fashion ist erste Kommunikation,
00:39:49: erste Wahrnehmung. Und wenn wir das nochmal uns bei Chanel genau anschauen,
00:39:55: das ist der Beste, der Wichtigste, der krasseste Job in der Fashion-Industrie, den man überhaupt bekommen kann,
00:40:03: als Chefdesigner, der Fashion-Tron in Paris. Total interessant, du hast beschrieben, welche Macht Karl Lagerfeld hatte,
00:40:10: dass er alles selbst bestimmen konnte. Ich habe gelesen, er konnte sogar seine Verträge, seine Budgets, seine Bezahlung.
00:40:17: War alles blanko, er konnte es selbst eintragen. Und jetzt kommt der neue König.
00:40:21: Der neue König kommt nach Paris. Er heißt Matthew Blazy, ist seit drei Jahren Chefdesigner von Boutiga,
00:40:27: wie Nita. Und man denkt, okay, so wow, da kommt der neue König.
00:40:30: Und dann aber kommt die erste Kommunikation. Und die erste Kommunikation ist dann gleich mal von der Familie Wertheimer.
00:40:38: Und zwar, dass Matthew zwar einer der begabtesten Designer seiner Generation ist,
00:40:46: aber er wird zukünftig berichten an Bruno Pavlovski, den Präsidenten von Chanel Fashion.
00:40:54: Als ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt, hätten Sie das bei Karl Lagerfeld auch gesagt?
00:41:01: Herr Hengar, du musst aber hier berichten.
00:41:03: Ich hätte auch Karl Lagerfeld nicht gemacht. Es hätte aber auch keiner gesagt.
00:41:06: Tom Ford oder das hätte auch keine Hedi gemacht. Das ist ein Unterschied. Wir reden davon drei, vier
00:41:13: verschiedenen Gruppen, wie sich das nach und nach abgebaut hat. Die erste Gruppe waren früher,
00:41:19: die die selber ihre Brands gemacht haben. Das waren Leute Coco Chanel und so weiter,
00:41:23: den gehörte ihre Brand. Solerant, Armani, den gehörte ihre Brand. Dior in der Zeit. Das waren
00:41:30: also sowieso die Konten machen, was sie wollten, weil es ihre Brand war. Nachdem wir die
00:41:35: hatten, die auch viel Unsinn gemacht haben zwischenzeitlich, da gibt es ja auch Höhen und
00:41:39: Tiefen, politische Statements von alle, von den ganzen Brands, kam die Generation, nachdem die Mode
00:41:48: so runter ging in die Krise kam, kam die Generation der totalen, entweder kreativen und revolutionären,
00:41:57: Helmut Lang, Komme de Gasson und so weiter, was man alles so hat. Und dann kam eine Generation
00:42:05: gehabt, sage ich mal, der Kreativdirektoren. Das fing dann mit Tom Ford an. Also mit Strategen,
00:42:11: die genau wussten, wie sie strategisch bestimmte Dinge aufbauen, wie sie eine Brand aufbauen,
00:42:16: aber nicht nur eine Brand, sondern Tom Ford ist ja an dem ganzen Carrying Erfolg viel mehr
00:42:21: beteiligt als nur Gucci. Solerant zu kaufen, Alexander McQueen zu kaufen. Also das sind die
00:42:29: Anfänger dieses ganzen Ding. Bottega letztendlich, Thomas Meyer dahin zu holen, dass Bottega überhaupt
00:42:33: eine Fashion Brand geworden ist, Tom Ford, der dahinter stand. So, dann hatten wir diese Leute.
00:42:39: Diese Leute wurden auch ganz schnell dann, wenn wir die dann weitersehen zu Hedy und so weiter,
00:42:44: die auch gute Sachen gemacht haben, aber das war eine neuer Vibe, der da war, nämlich das war
00:42:49: ein Ego-Shooter, würde ich das jetzt mal sagen. Das war sehr negativ, mir fällt kein anderes Wort ein.
00:42:55: Die gingen dann hin und haben gesagt, bla bla bla bei Hedis Liman, bla bla bla bei Hedis Liman und
00:43:01: direkt reingekommen, ob Sinn macht oder nicht. Logo wird geändert und das wird geändert. Erst
00:43:05: mal gezeigt, ich bin jetzt hier her im Haus und hier gibt es einen Fahrstuhl, der ist nur für
00:43:09: mich und weder kommt irgend ein anderer mal rein und guten Tag sagen darf mir sowieso keiner.
00:43:12: Also so ein dämliches Verhalten sag ich mal, also ein bisschen. Aber trotzdem war da noch so eine
00:43:20: Power. Was die aber eingeführt haben, war dann diese tote Look-Policy. Alles nur noch so wie ich's will.
00:43:25: Das hatte Karl Lagerfeldt und die Generation davor nicht. Die haben bestimmt, aber haben irgendwann
00:43:31: losgelassen. Die nächste Generation dieser Ego-Shooter wollen raff und weiß nicht was alles,
00:43:37: die wollen komplett diktieren und sagen, das dürft ihr, das dürft ihr nicht. Keine Freiheit mehr.
00:43:43: Kreativität bricht ein, meiner Meinung nach. Dann haben wir Social Media und diese ganzen
00:43:49: Sachen, dass wir mittlerweile diese Cancel-Kalte haben, egal wie durchgelutscht dieses Wort ist,
00:43:53: aber wie die haben wir nun mal in jedem öffentlichen Beruf. Haben wir Cancel-Culture. Die massiv ist,
00:43:58: die ganz früh einsetzt und vor denen haben natürlich jeder, der mit Geld zu tun hat,
00:44:03: Aktionäre, panische Angst. Also was wurde gemacht? Es wurde eine Riege von Designern geholt,
00:44:09: die nett sind. Freundlich, nett, stören keinen. Der kann da sein, der muss aber nicht, wir verkaufen
00:44:22: eh genug. So ein bisschen von der Editude. Und den kann man auch gut leiten. Das ist ja das,
00:44:26: was ich eben meinte. Irgendwann ist der Wechsel entstanden, dass die Kreativdirektoren wie
00:44:31: Kalagerfeldt und so weiter nicht mehr die waren, die das Sagen hatten, sondern irgendwann sind die
00:44:36: CEOs, die geworden, die das Sagen gehabt haben. Und der Kreativdirektor wurde ein Puppet, der von
00:44:42: einer Brand zur nächsten geschoben wird und der darf mal, weil wir denken jetzt gerade,
00:44:46: es hat sich ja vorher schon jemand ausgedacht, dass man den Designer holt oder den ist ja schon
00:44:51: eine Wischen dahinter, hoffe ich zumindest, nicht Zufall. Und indem man das sagt, ist es schon ein
00:44:58: klares Zeichen. Also überleg mal du. Ich würde jetzt zu dir sagen, Tom, willst du Chefredakteur
00:45:07: von dem und dem Magazin werden? Ich würde sagen, oh ja, hört sich super an. Und dann würde ich sagen,
00:45:10: so guck mal, hier ist schon mal die Presse mitteilend, da steht drin, Tom Junkersorf übernimmt hier
00:45:14: die Chefredaktion, darf entscheiden, aber am Ende des Tages entscheidet der Götz-Offer-Geld dann doch,
00:45:20: ob was gemacht wird oder nicht. Würde ich nicht machen an deiner Stelle. Also ich würde es nicht
00:45:24: machen, ich würde den sagen, ciao, könnt euren Scheiß alleine machen. Ich bin ja nicht euer
00:45:29: Lückenfüller oder irgendwas. Also und das ist die Frage, ob ich finde, dass kein,
00:45:34: ich möchte mich jetzt positiv gegenüber denen, ich glaube, er ist eine gute Entscheidung für
00:45:40: Chanel, das habe ich ja schon gesagt. Ich glaube, das ist spannend, was er da machen wird, weil er
00:45:44: vielleicht eine leise intelligenten Change macht, der nicht so laut und auf die Nase ist, aber trotzdem
00:45:52: ist so eine Pressemitteilung natürlich nie nett. Hat ihn erst mal kleiner gemacht, aber das muss
00:45:57: mal über ihn sprechen. Er ist 40 Jahre alt, war drei Jahre bei Bottega, Karriere gemacht,
00:46:02: Maison Margiela hat bei Celine gearbeitet, bei Kevin Klein gearbeitet mit Ruff Siemens gearbeitet,
00:46:10: zu seinen, ja ich sag mal, Fans gehören unter einem Ass of Rocky. Ist er das Puppet,
00:46:17: ist er der Lückenfüller oder wie siehst du ihn? Nee, ich glaube, es ist jetzt schon,
00:46:24: also ich glaube auch vorher, das ist jetzt ungerecht der Designerin vorher zu sagen,
00:46:29: dass sie da so Platzhalter war. Ich glaube, da wurde schon, sie hat ja unter Karl Lagerfeld sehr
00:46:35: maßgeblich die Kollektion mitgeprägt und man sieht ja auch, dass sie einen großen Erfolg gemacht
00:46:40: hat. Also das war jetzt auch kein Lückenfüller, der da war, sondern nur jemand, der leise war,
00:46:46: also nicht jemand, der vikal ist. Heute wissen 90 Prozent der Leute, die Chanel tragen wahrscheinlich
00:46:51: nicht wie die Designerin aussah, die die letzten Jahre ihre Sachen designt hat, weil die denken,
00:46:55: Karl Lagerfeld macht es immer noch so, also nur so ungefähr. Und es wurde dann ja auch so egal,
00:47:02: wo man gesagt hat, auch viel darüber geredet wurde, wird jetzt Hedis Liman, der neue Chanel Designer,
00:47:08: wo man dann auch gesagt hat, brauchen die das? Brauchen die jetzt einen, der so auf die Pauke
00:47:13: hauen wird und jetzt alles umeinander, wo die so viel Geld da verdienen, wollen die das oder
00:47:17: brauchen die was zarteres, Intelligentes und so weiter. Und ich glaube, diese Ruhe da jemanden zu
00:47:24: haben, der halt ja nicht die laut ist oder brutal in seiner Aussage ist, ist für die jetzt ganz gut,
00:47:33: aber auch aus dem Aspekt heraus, dass ich nur glaube, sein Design-Talent halt sehr gut ist. Also
00:47:39: sein Design-Talent, Dinge zu machen, Dinge anders zu sehen, Dinge sehr auch zu verkonzeptionalisieren
00:47:50: und die Taschen, die bei Bottega entstanden sind und so weiter, die oft schwierig tragbar sind,
00:47:55: aber trotzdem haben sie eine Attitude gehabt. Und wenn er das bei Chanel reinbringt, glaube ich,
00:48:01: ist es für das Produkt toll. Ob er den Image-Transferschaft, dass wir in fünf Jahren sagen,
00:48:08: man von ihm redet, wie man von Lagerfeld geredet hat, das weiß ich nicht, aber
00:48:15: wird man sehen. Also man muss ja auch die Chance geben, da reinzuwachsen. Ich glaube aber, dass die
00:48:22: Kollektion, dass er der Kollektion und dem, das was die Kollektion aussagen wird, extrem helfen wird.
00:48:32: Ob das jetzt diese Image-Change ist und das Excitement, das weiß ich nicht, aber wie gesagt,
00:48:36: Chanel ist ein Sonderfall, was ja selber sagt, knapp 20 Milliarden Umsatz. Was braucht man da
00:48:42: mehr Excitement? Also wenn die jetzt von dem erwarten, dass auf 30 Milliarden hoch kommt,
00:48:46: dann der arme Kerl. Aber wenn er den Umsatz halten darf oder auch auf 15 Milliarden runterfallen darf,
00:48:55: aber dafür wieder mehr Inhalt und mehr Excitement da reinbringen und mehr Relevanz in die Marke,
00:49:01: dann glaube ich, kann das passieren. Was auch da widerspannend ist, das Thema Kommunikation.
00:49:06: Familie Wertheimer sagt, Chanel sei bereit für das nächste Chapter. Der CEO sagt aber gleichzeitig,
00:49:13: wir brauchen keine Revolution. Und dann gerade in Vorbereitung auf dem Podcast,
00:49:18: jetzt habe ich ein paar YouTube-Videos gesehen, ein paar Newsletter gelesen und immer wieder es
00:49:26: auch zu lesen, dass plötzlich die reichen, älteren Chanel-Kundenen sich das alte Karl Lagerfeld
00:49:34: zurück gewünscht. Das ist ja auch irgendwie eine wahnsinnig gesehen. Ich habe mich schon gefragt,
00:49:39: ob es nicht besser gewesen wäre für Chanel, wenn sie einfach Schopet zur Nachfolgerin von
00:49:43: Karl Lagerfeld gemacht hat in seiner Marke. Ich weiß nicht, ob ich weniger verkauft hätte,
00:49:47: sie bestimmt nicht. Aber das Ding ist, es ist keine Lösung. Es ist lustig. Du hast am Anfang
00:49:56: gesagt, dass ich so optimistisch bin. Ehrlich gesagt würde ich jetzt sagen, bin ich tatsächlich in
00:50:01: vielerlei Hinsicht. Aber es gibt viele Leute, die mit mir zu tun haben, die mich näher kennen und
00:50:05: sagen, oh, der ist immer so negativ oder so irgendwas. Ich glaube, das ist auch in der heutigen
00:50:11: Zeit so, auch wenn wir über Business-Tachen vorgesprachten. Ich möchte in die Zukunft gucken,
00:50:18: aber in der jetztzeit halt die Fehler analysieren, die da sind oder den Iststand gespiegelt bekommen
00:50:25: und den Iststand gespiegelt bekommen, so wie er wirklich ist und das auch wenn das wehtut.
00:50:32: Weil ich glaube, nur dann kann man in die Zukunft gehen und positiv in die Zukunft gehen und was
00:50:36: zu verändern. Weil wenn ich mir nicht mal bewusst bin, wo ich gerade stehe oder das nicht wahrhaben
00:50:40: will, wie soll ich dann die Zukunft verändern oder was tolles Neues aufbauen. Und diese Sehnsucht
00:50:47: dieser Leute ist einfach gerade ja überall zu sehen. Überall sehen wir dahin, wir wollen wieder
00:50:53: das alte, damals war es besser, damals war es das. Und das möchte ich ganz klar hier auch sagen bei
00:50:58: all dem, was ich immer schimpfe oder jetzt über die Sache sage. Ich will nicht die Zeit zurück von
00:51:03: Alexander McQueen. Ich möchte den Alexander McQueen 2.0. Ich möchte, dass wir in eine Zeit kommen,
00:51:11: wo wir einfach Kreativität wieder fließen lassen, wo wir wieder nach vorne gehen und
00:51:16: Excitement schaffen. Weil aus Angst, was wir auch in der Politik sehen, uns die Vergangenheit zurück
00:51:23: sehen, geht meistens in die Hose. Also wenn wir aus Überdruss und auch im Kreativen sagen,
00:51:32: oh, das ist alles Scheiße, was neu rauskommt und so weiter, wir brauchen das alte wieder,
00:51:36: lieber das alte kopieren, dann wird nichts Neues entstehen, dann ist es still statt. Und
00:51:41: wir sehen es in der Politik gerade aus Angst vor Veränderung, auf Angst vor neuen Aufgaben,
00:51:48: die vor uns liegen, kippen Leute, junge Männer in alte Klischees und toxische, männliches Verhaltensmuster,
00:51:59: die wir versucht haben, jahrelang zu bekämpfen. Nur was wir vergessen haben bei dem Kampf gegen
00:52:07: diese toxischen Verhaltensstrukturen, die auch in der Mode stattfinden, also es ist im Endeffekt
00:52:13: krasel, wir haben den Leuten da draußen, den jungen Männern und also viele von denen nicht den Weg
00:52:20: gezeigt, wie sie in die Zukunft gehen können, der anders ist. Und jetzt sind sie lost, wie in der
00:52:26: Mode, die sind lost, die stehen da rum und denken so, wer sagt mir jetzt was cool ist, wer sagt
00:52:30: mir jetzt was ich machen soll, wer sagt mir jetzt Logos darf ich nicht mehr tragen, das ist nie
00:52:34: geahr nicht mehr, was darf ich denn, das ist mir alles zu anstrengend, ich will das überhaupt nicht
00:52:37: mehr, dann gehe ich doch wieder zurück, weil sich mal früher hatte, das war doch super.
00:52:40: Guter Punkt, lost ist so glaube ich, der Claim für die Branche im Moment, auch viele große
00:52:46: Brands sind lost, ich habe gerade noch eine aktuelle Studie gelesen von McKinsey und Business of
00:52:51: Fashion, The State of Fashion 2025 und da geht es auch um das Thema lost, demnach empfinden 40% mit
00:53:01: Blick auf die Zukunft der Fashion 25 und auch mit Blick auf 26, dass es eher schlechter wird für
00:53:07: die Industrie, 40% haben demnach Angst. Also das was du sagst war in den letzten zwei Jahren habe
00:53:14: ich den habe ich hier das ganze Zeit im Büro gesagt, die ganze Zeit mit den Kunden drüber
00:53:19: geredet und habe gesagt, das was da ist, ist nicht real, diese Angst die da ist, natürlich ist die
00:53:25: real in der Form, naiv, also nicht das mit Völge, aber das ist herbeigeredet, wenn wir immer wieder
00:53:33: hingehen und auf das alte Fest halten und sagen ja jetzt haben wir große Marketstores gehabt wie
00:53:38: Self-Riches oder Macy's, die verkaufen nicht mehr, okay dann macht euch doch mal Gedanken was was
00:53:43: Neues ist, wo ist ein neues Excitement, es gab auch mal Zeiten, da gab es Macy's nicht, da hat sich
00:53:49: irgendjemand überlegt wir machen ein Marketstore, das war was Neues und jetzt reiten wir seit Jahrzehnten
00:53:54: auf derselben Quatsch rum, haben uns zurückgelehnt und gesagt, wir verkaufen alle so viel was du
00:54:00: ja gerade selber sagst, die Brands explodieren ja an Umsätzen, Milliarden Umsätze was wirklich,
00:54:06: ich schwöre dir vor 25, 30 Jahren hätte jeder dich ausgelacht wenn du gesagt hast Chanel macht
00:54:12: 20 Milliarden, Gucci macht 10 Milliarden Umsatz, das hätte keiner geglaubt, also das müssen wir doch
00:54:18: mal sehen, wo ist mal so ein bisschen, dass man sagt genug ist genug, Dankbarkeit und sich auf
00:54:25: das Wesentliche zu kreieren, wir haben über Magazine ganz oft darüber geredet, wir beide zum
00:54:30: Beispiel, da wird drüber geredet was können wir mit Magazine machen, was können wir mit der Brand
00:54:33: machen, was können wir mit Dingmann machen, was können wir da machen, was können wir da machen,
00:54:35: da fangen doch erst mal wieder an gutes Magazin zu machen, das ist dein Core Business und das
00:54:40: machen die gerade auch, die ganzen Brands ist so, oh Krise, oh wir machen jetzt nur Online Store,
00:54:45: machen wir nur noch dieses, machen wir nur noch dieses, heute kommen eine, die Jahre die wir uns
00:54:49: kennen schon, alleine die Änderung, Social Media alles, Online Online Online Corona, Social Media
00:54:54: Tod, Print Print Print, Nische Nische Nische, nur noch die Dinge, keine Mainstream Titel mehr,
00:54:58: nee jetzt doch wieder alle, nur noch keine Mainstream Titel mehr, nur noch Harpers Passat,
00:55:03: nur noch Mainstream Titel und Social Media, also das da offensichtlich keiner ne Ahnung hat was
00:55:08: richtig oder falsch ist, es ist offensichtlich, da muss man die letzten vier fünf Jahre angucken,
00:55:12: dass es ändert sich so sehr B2B Out of Home Poster, Tod, vor fünf Jahren hat jeder gesagt,
00:55:19: bist du bescheuerten Poster da in Zähnck, heute kloppten sie sich darum Poster um ihre Läden zu
00:55:24: haben, es gibt in der Mode in dem Ding, das ist meine Überzeugung, nur Momentaufnahmen,
00:55:31: weil es, was ich meinte eben mit Kommunikation, mit dem was es ist, wird so viel ausgelöst,
00:55:35: deine Partnerwahl, deine Freundschaftswahl, deine Zugehörigkeit als Jugendlicher, wo du
00:55:41: hingest, da ist so viel Emotionalität, die kannst du wie bei Musik noch nicht, weiß nicht ob es
00:55:47: irgendwann mal mit AI geht oder sowas, aber die kannst du nicht zusammenfassen und einen Blueprint
00:55:54: machen, der funktioniert, nur weil etwas bei Gucci funktioniert hat mit Alexandre Mekele,
00:55:59: kannst du nicht genau dasselbe bei Amani machen und es wird funktionieren, das ist einfach so,
00:56:04: da sind ganz viele Faktoren drin, die haben was mit Zwinsch, zwischenmenschlichen zu tun,
00:56:08: das hat was mit Trends zu tun, dass alleine wenn Stylisten rausgehen und eine Brand lieben und
00:56:15: die für die brennen, das merke ich ja jedes mal, das was jetzt schon länger nicht mehr passiert ist
00:56:21: ehrlich gesagt, aber wenn du dann rausgehst und planst die Modeschutz, dann kommen irgendwie die
00:56:27: Brands und die Stylisten mit denen du arbeitest und dann kommen irgendwie die ganzen Brands,
00:56:31: die die anfragen wollen, was sie schuten wollen oder welche Monobrandschutz sie machen wollen und
00:56:35: so weiter und dann siehst du ja ganz klar, okay diese Saison 20 Shots und davon wollen 18 diese
00:56:42: Miu Miu schuten, dann weißt du was los ist und wenn die rausgehen und schuten das für die
00:56:47: Magazine, die Steilen aber auch die Celebrities mit denen sie arbeiten so, die Celebrities fragen,
00:56:54: die was ist cool und was das so entsteht und trennt, ganz klein ohne viel Geld, das was wir,
00:57:01: was ich meine, diese Ehrlichkeit die da ist, wenn eine Brand authentisch gut ist, was ja passiert
00:57:06: ist mit Miu Miu, niemand hat mit Miu Miu gerechnet, niemand, es war so egal, weil man immer noch Prada
00:57:11: geguckt und dann Miu Miu was machen, ja jetzt kommt Lotta dahin als Stylistin mal gucken was passiert,
00:57:16: boom, das ist ja eine sensation gewesen, auch wenn es schnell wieder vielleicht jetzt nicht sogar
00:57:21: schon ausbrennt, aber trotzdem war das, wo ich sage, da ist Mode ehrlich entstanden, also da ist was
00:57:28: entstanden, weil dann eine Idee, eine Vision war und vielleicht einfach nur weil so viel Schatten
00:57:34: von Prada geworfen ist, dass man da keiner von den CEOs draufgucken wollte und die einfach mal
00:57:39: hat machen lassen, also übertrieben gesagt, ja, aber man sieht ja, dass ein Excitement noch entstehen
00:57:45: kann, nur wenn man das dann auslutscht und jetzt auch das so in den Markt drückt überall und jetzt
00:57:50: jeder dritte schon mit Miu Miu rum rennt, dann ist der Trend halt auch wieder ganz schnell weg.
00:57:54: Das ist schnell auch bereitet und die Nervosität ist definitiv da, also es ist,
00:58:00: dass wie ich gelesen habe, stärkste Fashion Shake Up, eigentlich in der Geschichte der Fashion noch
00:58:07: nie wurden so viele Designer hin und her geschoben, lass uns einmal kurz bitte schnell durch die
00:58:13: ganzen Brands und Namen gehen und was du für eine Einschätzung hast. Klar, jetzt hat Chanel
00:58:19: einen neuen Chef-Designer mit Matthew Blazzie, braucht natürlich Bottega gleich eine Nachfolge
00:58:26: und das ist geworden Louise Trotter, britische Designerin für Lacoste. Was denkst du dazu?
00:58:33: Bei Bottega sind so viele Sachen, die zum Erfolg führen. Die Frage ist, wer ist an ihrer Seite und
00:58:38: macht die Taschen? Also das ist schon mal das Wichtigste. Wenn man das sieht, dass sie das einer
00:58:42: sensationell gut macht, dann ist schon mal die Hälfte der Miete bei Bottega ja drin. Wenn sie dann
00:58:48: noch einen haben, der tolle Schuhe macht, dann ist schon 70 Prozent der Miete drin und ein paar
00:58:52: Sonnenbrillen, dann sind wir bei 80 und dann 10-20 Prozent ist die Kollektion. Es kann so einfach sein.
00:58:59: Ja, also relativ sicher ist es so, ja, also das Main Business ist nicht die Kollektion. So, das
00:59:07: Main Business sind die Taschen und da muss man halt sehen, können sie das? Einige können es,
00:59:14: manche können es bei dem einen Designer, was geklappt hat bei Daniel, bei Bottega, ist bei
00:59:18: Burberry nicht so aufgegangen. Da sind jetzt nicht die Must-Have-Schuhe und Must-Have-Taschen raus
00:59:25: gekommen. Also hat er auch den Erfolg nicht so. Das ist auch shaky natürlich. Aber es ist,
00:59:31: Caring bleibt sich da zumindest ein Treu, sagen wir mal so, dass sie immer junge, nicht no names,
00:59:40: aber junge Leute nimmt und jetzt nicht ein Big-Name da reingesetzt hat. Das ist dann durch natürlich
00:59:45: spannend, dass sie zumindest ein junges Blut in Anführungsstrichen in die Branche bringen.
00:59:51: Spannend auch, Dries van Noten, du kennst den gut, hast ihn oft getroffen. Nachfolge ist jetzt benannt,
00:59:57: ist Julian Klausner. Bisher verantwortlich für Women's Wear von Dries, ist eigentlich auch eine
01:00:02: In-Haus-Lösung. Ja, also ist auch eine Frage, wie willst du Dries ersetzen? Also das ist jemand,
01:00:13: der hat einen Stil geprägt, der hat einen Design gemacht, der ist ja da, der ist ja
01:00:17: präsent, der hat ja von sich aus gesagt, danke liebe Leute, ich gehe. Ich glaube da ist die
01:00:24: Aufgabe, das wird schwierig, sehr schwierig und ich glaube die Aufgabe ist da einfach nur,
01:00:29: die nächsten Jahre das zu halten, was Dries Legende ist, um dann vielleicht in fünf oder zehn
01:00:37: Jahren das zu revolutionieren und neu zu starten. Aber es ist schwierig, wenn jemand noch so,
01:00:43: sagen wir mal, bei Helmut Lang als der gegangen ist, was aus der Marke, wie lang die rumgedümpelt
01:00:48: ist, überhaupt nicht mehr funktioniert hat und heute ist es was, hat eigentlich nichts mehr mit
01:00:52: Helmut Lang zu tun. Das befürchte ich, dass das bei Dries auch so passieren könnte. Stichwort
01:00:59: Legende, eine andere Ära, die zu Ende ist John Galliano bei Mison Margiela, ist nach zehn Jahren
01:01:07: gegangen, hat es auf Instagram bekannt gegeben. Sein Herz würde bluten, aber trotzdem geht er.
01:01:12: Wie ist dein Blick darauf? Also erstmal muss ich sagen, dass ich finde, dass es die Ära
01:01:25: von Galliano bei Margiela eigentlich etwas ist, was Positives ist und Hoffnung gibt. Sicherlich ist
01:01:32: für mich, als jemand, der ein Ursprungs Margiela-Fan war, war das schon sehr zähneknürschend,
01:01:40: dass eine oder andere, was Galliano aus der Marke gemacht hat, egal ob ich es jetzt gut finde
01:01:44: oder nicht, aber es war halt nicht mehr Margiela. Aber was ich spannend finde, ist, dass er es geschafft
01:01:52: hat, durch den Mut, letztendlich von Renzo, als verbrannte Person, die ihre Alkohol-Drogenprobleme
01:02:02: hatte und dadurch halt im Rausch, was ich damit jetzt nicht entschuldigen will, aber halt politisch
01:02:11: unkorekte oder menschenverachtende Dinge rausposaunen hat und gekänzelt war, eine zweite
01:02:18: Chance zu bekommen. Und die hat er genutzt und er hat seinen Job bei Margiela, hat im Endeffekt
01:02:26: ein neues Margiela mit einem Ursprungs-Spiel von Margiela den jungen Leuten halt gebracht. Warum er
01:02:33: jetzt gegangen ist, weiß ich nicht, wurde ja auch spekuliert, er kommt jetzt etwas größeres hinterher,
01:02:38: was er macht. Da gab es diesen Post mit dem Dior-Logo, den aber den Comeback bei Dior geben
01:02:44: würde, das bezweiflich zwar, aber ehrlich gesagt, finde ich eine der tollsten oder spannendsten
01:02:52: Dinge, wenn Galliano wieder zu Dior gehen würde. Da war er bis 2011 für alle aus der Tomorrow-Community,
01:02:59: die nicht so tief drin sind. Da war er Kreativchef von Dior und war dann einesabends in einer Pariser Bar,
01:03:06: wahrscheinlich zu viel Alkohol und andere Dinge, dann einige Hastieraden, die er da um sich geworfen
01:03:13: hat und das war es dann mit der Dior-Karriere. Aber es war ja auch so der Anfang, das ist auch das
01:03:17: spannende Anfang dieser Cancel-Culture. Also ich glaube, wäre das jetzt ein bisschen später
01:03:21: passiert, wäre er komplett weggegangen, wäre keine Chance gewesen, dass er zurück hätte kommen
01:03:25: können. Weil das, was er da gesagt hat, ist natürlich, wenn man weiß, wofür er steht, wenn man seine
01:03:32: Arbeit sieht, wenn man seine, sein Heritage, wo er familiär herkommt und so sieht, dann muss man halt
01:03:39: sagen, diese Aussagen, die er da gemacht haben, waren bescheuert, menschenverachtend, das ist,
01:03:45: das ist nicht entschuldbar. Aber die kommen von jemandem, der eigentlich für was ganz anderes
01:03:54: steht und für Diversity und für diese ganzen Punkte eigentlich steht, warum er diese Äußerungen
01:04:00: getroffen hat. Galliano ist ja kein gewesen, der nur blonde, blauäugige über den Laufsteg geschickt
01:04:07: hat und in Deutschland geboren ist, sondern es ist, seine Geschichte passt nicht zu dieser Aussage.
01:04:13: Und dass er da gecancelt wurde, was kurz davor übrigens ja ähnliche Sachen passiert sind mit
01:04:20: Marc Jacobs, der aber mit Nettigkeit in die Rehab gelassen wurde. Daran sieht man den Unterschied.
01:04:27: Der durfte in die Rehab und sich recovern. Galliano wurde gecancelt. Das ist ein großer
01:04:33: Unterschied und heute würde das, was Galliano ist, wieder dieses Excitement, was auch diese Menschen
01:04:37: gebracht haben, Galliano, McQueen, Marc Jacobs, da ist heute gar kein Spielraum da. Die sind sofort
01:04:47: weg. Also auch von den Handys und irgendwas. Also diese ganzen Sachen, die Modebranche hat sich auch
01:04:52: im Excitement verändert, was man auch mal sehen muss, was ich eben wieder auf die Musik zurückführen
01:04:57: kann. Aber früher gab es Partys in der Modebranche. Natürlich gab es das alle Sex, Drugs und Rock'n'Roll.
01:05:04: Das war in der Mode. Jeder coole Schauspieler, Musiker wollte in der Mode sein. Heute wollen
01:05:09: sie lieber in der Kunst sein. Das ist viel spannender als in der Mode. Aber in der Mode
01:05:13: kannst du auch gar nicht mehr viel machen, weil jeder hat ein Handy in der Hand. Also früher
01:05:17: konnten wir halt auch Partys feiern. Versage-Partys feiern, da ist sicherlich viel von den Mythen
01:05:24: nicht stimmt, aber sehr viel stimmt auch, was da passiert ist. Aber das sind halt einfach nur schöne
01:05:29: Erinnerungen für die Leute, die das erlebt haben. Und heute wären direkt 30 Handys draußen und
01:05:34: deshalb entsteht das nicht mehr. Also auch da ist keine Freiheit. Aber Gott, was heißt das für dich?
01:05:39: Es ist ein Fashion Jahr 2025, von dem du sagst, es ist die größte Krise in der Fashion, die du in 30
01:05:47: Jahren erlebt hast. Wir sehen die Big News, neue Chefdesigner bei Chanel, bei Dries van Noten,
01:05:53: bei Boutiga. Die Biggest News, aber ist ja, dass du in die Fashion gehst. Trotz allem,
01:06:01: trotz allem, du gehst in die Fashion. Aber wir wissen noch nicht, was ich übernehme,
01:06:07: das verraten wir heute noch nicht. Du hast deine eigene Brand zu einer Fashion Brand gemacht.
01:06:14: Ja, also wir haben das entstanden. Ich will das jetzt auch gar nicht,
01:06:18: sprich voll positiv sein, gar nicht klein kleiner machen, als es ist. Das war für uns jetzt eine
01:06:25: Sache, wir haben sehr klein angedacht. Das ist ein unheimlich inszenes, dummes Rückblick,
01:06:30: wie wir gesehen, Investment gewesen, wo man so viel Geld reingesteckt hat, wo man auch einfach merkt,
01:06:34: wie wahnsinnig viel Geld man verbrennen kann in der Mode. Aber am Ende des Tages war das Investment
01:06:42: dann doch so, oder dass ich es gemacht habe, dass es zu der Gesamteinstellung jetzt passt,
01:06:49: wie ich die Mode sehe, wie ich die Zeit sehe, in der ich gerade bin und auch mich persönlich
01:06:56: einordne. Und ich kann jetzt halt sagen, was jetzt kommt, kann ich nicht einschätzen. Die Kunden,
01:07:07: die man früher hatte, die reliable waren, die sind es nicht mehr. Die sind heute rechts, links,
01:07:13: links da. Ich glaube, Gucci gibt es gar nicht mehr im deutschen Markt als Anzeigenkunde oder
01:07:16: nur noch in ein oder zwei Magazinen. Was undenkbar war vor ein, zwei Jahren, also die Brands ziehen
01:07:22: ja auch zurück. Auch das, was völlig neu ist, früher hat man ja gesagt, wenn du in der Krise
01:07:27: bist, musst du, wie lagerfällt gesagt, schmeiß Geld zum Fenster raus, damit es zur Tür wieder
01:07:31: reinkommt. Im Moment wird natürlich auch wegen den Aktien nähern. Aktienkurse runter, Umsätze
01:07:36: sind runter, Aktienkurse weiter runter. Was können wir machen? Geld sparen. Wo können wir Geld am
01:07:41: einfachsten sparen im Marketing? Alles streichen, streichen, streichen, streichen, damit dein erst
01:07:45: mal korrekturmäßig der Verlust ein bisschen nach oben gemacht wird. Führt aber auch dazu,
01:07:50: dass du deine Visualität verlierst und noch weniger excitement hast. Also meiner Meinung nach,
01:07:55: jeder, der ein bisschen mit Marketing sich auskennt oder studiert hat, weiß, investieren in
01:08:00: der Zeit, wo es schlecht ist. Wenn du es kannst, solltest du rausgehen und für dein Image sorgen,
01:08:04: damit auch wieder bessere Zeiten entkommen. Also den Kopf in den Sand zu stecken führt meiner
01:08:08: Meinung nach nur weiter zu einer Krise. Das werden wir auch bei einigen dieser Brands, die das gerade
01:08:12: machen, glaube ich sehr stark merken, dass das noch deutlich runtergeht von denen, weil sie gerade so
01:08:17: ängstlich sind und nicht mit gestellter Brust nach draußen gehen und sagen, jetzt sollte mal jeder
01:08:21: unsere Brand sehen und wie geil wir sind, weil sie wahrscheinlich auch selber nicht mehr wissen,
01:08:26: ob sie geil sind oder nicht. Und deshalb noch auf die Marke, jetzt was du gesagt hast, unsere eigene
01:08:33: Marke zurückgehen. Ich vergleiche mich natürlich nicht mit dem, was diese Brands da machen. Aber ich
01:08:39: glaube, dass tatsächlich eine große Chance da ist für Neues, für kleine Sachen, für Alternativen,
01:08:46: für auch Sachen, die nicht hochwertig sind, qualitativ hochwertig sind, die vielleicht
01:08:52: Spaß machen, die aber auch nicht so inszenen teuer sind. Weil die Sachen sind ja auch in den
01:08:57: letzten Jahren so, also schon absurd lächerlich teuer geworden, unterhalb für 1200 Euro und so
01:09:05: weiter, dass da Platz für Neues entsteht. Und das meine ich auch diese, noch mal Einzelhandel,
01:09:12: warum ich jetzt im Gegensatz zu vielen anderen den Einzelhandel so eine Kiehrolle zuspiele,
01:09:17: ist, dass natürlich genau eine Brand wie ich Einzelhandel brauche. Natürlich ist es toll,
01:09:21: wenn ich alles über online verkaufe, weil ich eine super Gewinnschmarsch habe, aber oder über
01:09:26: einen eigenen Store. Aber wenn ich natürlich mein Image aufbauen will, nach draußen gehen will
01:09:32: und ich habe tolle Key-Accounts in der ganzen Welt, die hingehen und ihre Kunden, die da reinkommen,
01:09:37: die denen vertrauen, sagen hey, I have the latest shit von Berlin, na was besseres kann mir nicht
01:09:43: passieren. Das brauchst du, um neue Brands aufzubauen. Deshalb ist der Einzelhandel für die gesamte
01:09:48: Mode essentiell wichtig. Ob er für die großen Player diese Rolle bespielen wird, weiß ich nicht.
01:09:54: Ich glaube, es wird sich teilen. Früher hatten wir das auch gerade in Deutschland. Günstige Mode,
01:09:58: Mitteljagd und Teure. Und das ist weggebrochen. Wir haben nur noch teuer und billig. Der Mittelbauch
01:10:04: ist weggebrochen. Der kann jetzt wieder neu entstehen. Nicht Milliarden Unternehmen vielleicht,
01:10:11: aber die davon gut leben. Aber was heißt das jetzt? OOR Fashion? Das gibt die eigene Fashion-Linie.
01:10:17: Bist du jetzt hier in Berlin? Wir sind in Berlin. Bist du jetzt hier? Wir sitzen hier im ersten Stock
01:10:22: und du wirst das Geld jetzt mit beiden Händen aus dem Fenster damit das unten wieder reinkommt.
01:10:27: Oder was ist die Idee für diese Fashion-Linie? Das macht es ja schon Spaß, wenn man hier durchgeht.
01:10:32: Ich meine, überliegt hier die neue Kollektion rum von dir. Sehr, sehr spannend. Na ja, also so ist
01:10:38: es nicht. Es ist entstanden aus der Zusammenarbeit. Also der Grund, warum ich das mache, diese ganze,
01:10:44: ich hatte ehrlich gesagt nie bei irgendwas, was ich gemacht habe. Leider vielleicht auch. Weiß es
01:10:49: nicht. Also wenn mich gar nicht beschweren, deshalb kann ich nur sagen vielleicht. Ich hatte nie bei
01:10:55: dem, was ich gemacht habe, war nie mein Impulsgeld. Also ich habe nie gesagt, oh, ich will den Job
01:11:01: machen, weil der Geld bringt. Ich bin aus einer Generation noch, wo wir was gemacht haben,
01:11:05: gesagt, wir können das und das machen. Und dann haben wir irgendwie unser Geld zusammengelegt und
01:11:10: haben daraus Kollektionen gemacht oder du warst begeistert, weil dann so mehr Queen mit seinem
01:11:13: arbeitslosen Geld dann irgendwie mit Plastikmaterialien irgendwas gemacht. Es ging ums machen. Und
01:11:19: genauso war es bei meiner Firma früher, dann wo ich die ersten Magazine gemacht habe. Ich habe
01:11:24: das ja einfach beim Magazin genauso gemacht. Ich habe ja irgendwann gesagt so ehrlich,
01:11:28: ich glaube, nach meinem Zusammenbruch von meiner Firma, wo ich noch in der Rea war, also der können
01:11:33: wir auch sagen, Klappsmühle oder wie auch immer, da habe ich entschieden, so ich mache jetzt ein
01:11:37: Magazin. Und genauso war das letztendlich mit der Kollektion. Es entstanden durch die Zusammenarbeit
01:11:44: mit dem Mirko Borsche, der halt meinen Denken, ich habe das Glück mit vielen dieser kreativen,
01:11:55: tollen Leute zusammen arbeiten zu können, wie mit dem Mike Meret oder früher Mario Lombardo und
01:12:01: so weiter. Und Mirko war dann der Neueste, somit, den ich da gearbeitet habe. Und er hat dann meine
01:12:07: Idee von kreativen Zusammenarbeiten nochmal verändert. In der Form, dass ich früher gesagt
01:12:15: wir müssen jetzt machen und das war immer so ein bisschen so das Ding. Und mit Mirko war das so,
01:12:19: warum auch immer, war das so ein Fließen. Und so ein, nicht so, das war so sehr menschlich,
01:12:27: wie die Zusammenarbeit. Und durch diese menschliche und diese Attitude bin ich viel ruhiger geworden,
01:12:34: auch in meiner Arbeit und Dingen zu sehen. Und ich habe noch mal mehr, was ich früher schon
01:12:40: wusstet gesehen, es geht nicht um die eine Story im Heft, es geht um das gesamte Heft,
01:12:45: es geht um das gesamte Produkt, immer um das ganze. Man muss immer versuchen das ganze im
01:12:49: Blick zu halten. Und so ist es dann entstanden, dass wir gesagt haben, wir machen lustige Aufkleber,
01:12:54: aber nicht mehr die coolen, wo wir genau wissen, die findet jeder cool, sondern wir machen irgendwas
01:12:58: wie funny, irgendwas lustige. Und wir haben kleine Comic-Tierchen gemacht und alle
01:13:06: waren das am Abschluss, was macht ihr denn jetzt jetzt? Und dann auf einmal war es,
01:13:12: so habe ich dir ja schon erzählt, bei Soleront, bei Selin und so weiter, überall hatten die in Paris
01:13:16: und überall diese Aufkleber drauf. Dann kamen die ersten wie Valentino und haben gesagt,
01:13:19: können die uns Aufkleber designen. Und irgendwie haben wir dann aus diesen Aufklebern ein paar
01:13:23: T-Shirts gemacht und dann haben wir parallel ein Icon gesucht, ich wollte ein Icon haben für
01:13:30: die, für OOR, dass man so ein Symbol hat irgendwie dazu, so was man zusätzlich nutzen könnte. Und
01:13:36: da kamen wir dann auf einem Panther, darüber haben wir dann Sachen designed, angefangen,
01:13:45: irgendwelche Sachen zu designen. Und ich hatte dann durch Zufall, habe ich Ines von Fantastic
01:13:52: Gamen kennengelernt hier aus Berlin, die eine Produktionsstätte hat, die genau mit so einer
01:13:58: Leidenschaft ins Detail geht bei den Produktionsrachen. Ja, und dann saß man da und so wie das dann halt
01:14:04: so ist, wenn man nicht für jemand anderen arbeitet, wird es sehr schwierig, sich nicht so zu verlieren.
01:14:11: Also wenn ich für andere arbeite, würde ich ganz sicher sagen, ich überziehe keine Budgets,
01:14:16: ich bin sehr klar, egal was das ist, ob es bei Magazinen ist oder bei anderen,
01:14:19: ich halte meine Budgets immer ein, ich glaube, ich habe dann, wüsste nicht, dass ich einmal,
01:14:23: dass wir ein Budget überzogen haben. Aber wenn du es natürlich selber machst und ich nur selber
01:14:29: sage, machen wir jetzt 100 Seiten, 200 Seiten, 600 Seiten, da ist immer, oh, die Geschichte muss
01:14:33: aber noch rein, ja, und dann werden es halt mehr Seiten und so war es dann ein bisschen auch mit
01:14:37: der Kollektion. Ein Ding, eine Hose, zwei Hosen, fünf Hosen und dann wurde es dann immer mehr und
01:14:42: dann denkt man immer so, ach ja, nee, aber Knöpfe müssen design werden, eigene, nee, ich mag den
01:14:48: Stoff nicht, lass uns einen eigenen Stoff entwickeln, nee, ich mag die Nieten nicht, lass uns eigene
01:14:52: machen, was kostet das denn? 50 Cent, maximal 30 Cent, wenn wir die Knöpfe machen pro Jacke,
01:14:58: ah ja, das ist ja nichts. Am Ende macht halt Gleif wieder doch ganz schön viel Mist und das
01:15:04: musst du dann machen, also merken, jetzt haben wir unseren ersten Store gerade eröffnet,
01:15:08: Ende letzten Jahres, hier auf der Tourstraße in Berlin und ehrlich gesagt macht es Spaß,
01:15:17: ich bin halt wieder so ein, so ein Rookie, so ein Anfänger, ich war auf der Messe, wir wurden
01:15:24: eingeladen mit der Kollektion nach Florenz, dann stand ich selber jeden Tag auf der Messe mit dem
01:15:29: Marco, mit dem Mann von der Produktion von Ines, die mir da geholfen hat und da stehst du halt so und
01:15:36: natürlich war das lustig, dann kommt dann irgendwie jemand vorbei wie der Jemos oder
01:15:41: Adriano sagt, also Kollegen aus dem, aus dem Medien kommen dann vorbei und gucken sich die
01:15:45: Kollektion an und dann merke ich dann so, oh, jetzt kriege ich witzige Hände, was sagen die denn jetzt,
01:15:49: die finden das bestimmt voll doof und man merkt dann so, man wird unsicher und man wird das und
01:15:54: das ist natürlich irgendwie auch was Schönes und das witzige ist Anna, die ja den ganzen, also
01:16:02: wo ich ja sagen muss, ohne die würde ich das alles gar nicht hinkriegen, weil meine Spinne rein
01:16:07: oder den ganzen Quatsch zu machen, das ist ja wie bei allen großen Designern, bei Tom Ford oder bei
01:16:12: allen steht dahinter ja immer noch eine zweite Person, wie bei Lagerfeld oder irgendwo, gab es
01:16:18: immer eine zweite Person, Soleront und das ist bei mir Anna halt, die den ganzen Quatsch dann mitmacht
01:16:24: und dann halt sagt so, muss es sein und dann ist er dann gekommen und irgendwann hat sie zu mir dann
01:16:30: gesagt, du wolltest das ja schon immer mal, jetzt mach's und mit dem Store war das auch,
01:16:33: dass ich das da kommen will, machen und popp ab, wenn richtig, kommen wir an dem Hersteller,
01:16:37: wir machen den Store dann ganz. Was macht deine Kollektion, was macht OR Fashion so besonders?
01:16:43: Ich würde sagen, so ein bisschen so eine Vergangenheitsbewältigung von mir selber, das heißt
01:16:49: jetzt nicht, wie das spricht jetzt vielleicht dem, was ich eben gesagt habe, man soll nicht in der
01:16:54: Vergangenheit verhaftet sein, das will ich auch gar nicht, sondern ich gucke mir halt Dinge an,
01:16:58: ich glaube halt, dass diese Mode, was ich eben zu dir gesagt habe, diese Realness,
01:17:05: die da sein muss, was auch zum Beispiel, was ja Brands hatten, es wird schwierig,
01:17:11: das zu halten, aber so Supreme, die aus einer Subkultur entstehen, 032, was Jörg und Maria
01:17:16: aufgebaut haben, das sind alles Dinge, die haben, das war eine kulturelle Bewegung,
01:17:24: eine Subkultur, die da ist, die wichtig ist, die relevant ist, die in der Zeitzeuger hat und das
01:17:28: sind Dinge, wo ich mich eigentlich am meisten mit Beschäftigen, mit der Kollektion, um zu sehen,
01:17:36: wo kommen die bestimmten Sachen her und das sind immer referiert aus Sachen wie Jugendkultur,
01:17:43: wie Punk, wie Skin, wie Popper, ganz verschieden und diese in der Komplette, wenn du sie da hängen
01:17:54: sie es eins zu eins, vielleicht wirken, aber diese dann in der Kombination und in dem, wie du sie
01:18:01: neu zusammenführst, die Dinge zusammenführst, die nicht zusammen gehören eigentlich, also Popkultur,
01:18:07: einfach Dinge zusammen mischen, die nicht so gedacht sind und sie dann anders trägst, ist auf
01:18:15: einmal ein Teil, was Streetwear aussah, ist dann auf einmal etwas, was du elegant zu einer Hochzeit
01:18:24: anziehen kannst, weil der Schuh ein anderer ist, weil du ein bisschen anderer Essenzen hast und
01:18:29: Referenzen hast, wie du das verändern kannst und da glaube ich, ich bin jetzt sehr geprägt,
01:18:35: auch wenn ich jetzt nicht sage, dass das da ist, aber mit der Zusammenarbeit mit Herrn Amani, der
01:18:41: immer gesagt hat, wenn man Stil hat, braucht man keine 360 Grad Drehung machen und ich möchte
01:18:47: jetzt keine Hosen mit drei Hosenbeinen erfinden, eine Hose soll eine Hose sein, mein Ding ist,
01:18:53: ich möchte, dass die Leute die Sachen, die da sind, ein Approach haben, ein Gefühl haben für sie
01:19:00: und dass sie sagen, sie sehen darin toll aus, sie fühlen sich gut darin, sie fühlen sich empowered,
01:19:08: dazugehörig, aber nicht einem Logo dazugehörig, sondern einem Spirit dazugehörig, also eine
01:19:17: Kreativität, die dazu ist, wo du halt sagst, du gehst bewusst jedes Teil, was wir machen, wenn du das
01:19:24: siehst, das kann eine einfach nur kaufen, aber in jedem Teil ist letztendlich eine Geschichte und
01:19:32: das ist mir, das macht mir halt im Moment Spaß, ob das jetzt die Welt braucht, wird man sehen,
01:19:39: das Feedback ist sehr gut, ja, da bin ich tatsächlich erstaunt, dass das Feedback gut ist und es macht
01:19:47: einfach Spaß und es war auch etwas, was dann anhat zu mir gesagt hat, dass ich gesagt habe,
01:19:51: komm, irgendwie hast du immer mal davon gesprochen, jetzt hast du es gemacht und jetzt ist es vielleicht
01:19:57: auch an der Zeit gut, dass wir es gemacht haben, weil ich jetzt sagen kann, jetzt haben wir alles
01:20:01: abgearbeitet von unserer Liste, wo wir vor 13 Jahren angefangen, sie mit mir zusammen angefangen
01:20:07: hat zu arbeiten, habe ich gesagt, ich will das, ich will das Magazin, ich möchte das machen,
01:20:12: ich möchte dieses Mal, ich möchte eine Galerie haben, ich möchte noch ein anderes Magazin in
01:20:15: Italien aufmachen und irgendwie haben wir dann so gesagt, check, check, check, check, check,
01:20:20: und dann war die Kollektion, die haben wir jetzt auch und jetzt haben wir vielleicht,
01:20:24: habe ich hoffentlich die Ruhe, mich darauf zu konzentrieren, diese Dinge neu nach vorne zu bringen,
01:20:30: aber es ist mir schon wirklich ganz massiv wichtig, so hart das ist, weil ich es ja schon erlebt habe,
01:20:37: dass ich gesagt habe, ich habe alles auf eine Karte gesetzt und verloren, in der Vergangenheit,
01:20:44: dass ich auch diesmal sage, ich will, wenn die Branche so sich verändert, dass das, was wir
01:20:54: machen, keine Chance mehr hat oder keine Relevanz mehr hat oder nicht überleben kann oder ich
01:20:59: Fehler gemacht habe, warum ich überleben, ist mir nicht egal, natürlich möchte ich das nicht,
01:21:04: bin ja auch nicht mehr 20, ja, das ist dann schwieriger in dem Alter, aber ich möchte dann
01:21:10: zumindestens mir das letzte Heft, was ich gemacht habe, die letzte kreativen Dinge,
01:21:16: die ich gemacht habe, angucken können und sagen können, wir sind abgetreten und peak,
01:21:21: besser ging es nicht. Gott, vielen, vielen Dank. Spannender Blick und herausfordernde
01:21:31: Zeit für die Fashionwelt, würde ich sagen. Alles Liebe für dich, für deine Family,
01:21:36: für deinen Team hier und natürlich wirklich für deinen neuen Brand, shout out an die
01:21:41: Tomorrow Community, OOR Fashion, jetzt hier im Store, demnächst in Paris, im Pop-Up Store und
01:21:48: wahrscheinlich auch bei euch auf Social Media und Webstatt überall. Ja überall, kann man überall
01:21:53: online kaufen.
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