Thomas Hayo: Mein Amerika

Shownotes

„Madonna ist ein Gast, die willst du auf deiner Party haben. Aber es ist auch ein großer Druck. Weil Madonna kommt, um zu tanzen. Sie ist sehr, sehr kritisch mit der Musik. Sie ist Madonna und weiß, was sie will.“

Er feiert die Partys, auf die wir alle wollen. Und er macht die Werbekampagnen, die wir alle sehen. Creative Director Thomas Hayo. Seit 30 Jahren lebt er in Manhattan.

Im 1. Teil dieser TOMorrow-Doppelfolge hat er von seinem Aufstieg erzählt. Vom Praktikanten zum Popstar der Werbeindustrie. Wie er mit dem legendären John Hegarty eine der coolsten Agenturen der Welt aufbaute. Globale Etats von Levis, Axe bis Sony-Ericsson verantwortete und warum Kampagnen von ihm im Museum Of Modern Art ausgestellt werden. Seine wichtigsten Learnings aus New York.

Jetzt nimmt er uns mit in sein Amerika. Wie sich das Land verändert hat. Wie zerrissen es heute ist. Vom Land of Dreams zu Trump-Land.

Thomas Hayo hat in den letzten Jahren viele Präsidentschaftswahlkämpfe begleitet und mit seiner Kamera dokumentiert. Das System Donald Trump: Er hat es selbst erlebt. Hier seine spannende Analyse und sein Blick auf die neue Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris.

Seit Frühjahr hat Thomas Hayo die US-Staatsbürgerschaft und darf damit zum ersten Mal in Amerika wählen. Seine Gedanken dazu: Jetzt hier in TOMorrow.

Wenn du mitdiskutieren möchtest: Ich freue mich auf dein Feedback in den Kommentaren oder hier auf Social Media: [http://lnk.to/ TOMorrow-Podcast](https://lnk.to/ TOMorrow-Podcast) und cool, wenn du den Channel abonnierst.

Transkript anzeigen

00:00:00: Hier ist Tom, junger Stoff mit Tomorrow, der Business, Stars und Lifestyle Podcast.

00:00:11: Heute der zweite Teil unserer Doppelfolge mit dem coolsten Deutschen in New York.

00:00:18: Ich sage mal, welcome back Creative Director Thomas Hayo.

00:00:28: Madonna ist ein Gast, der mich auch befreundet.

00:00:31: Das ist ein Gast, die willst du auf deiner Party haben, aber es ist auch ein großer Druck.

00:00:36: Weil es um einen Madonna kommt, um zu tanzen.

00:00:39: Du brauchst gute Musik und sie ist sehr, sehr kritisch mit der Musik.

00:00:42: Aber das tolle an Madonna ist, die kommt oft mit ein oder zwei Tänzern.

00:00:47: Das heißt, die bringt Tänzer mit, weil die sagt, eine Party,

00:00:50: da musst du Stimmung machen und auf dem Dancefloor.

00:00:54: Er freiert die Partys, auf die wir alle wollen und er macht die Werbekampagnen, die wir alle sehen.

00:01:01: Creative Director Thomas Hayo.

00:01:04: Seit 30 Jahren lebt er in Manhattan.

00:01:08: Im ersten Teil dieser Doppelfolge hat er von seinem Aufstieg erzählt.

00:01:13: Vom Praktikanten zum Popstar der Werbeindustrie.

00:01:17: Jetzt nimmt er uns mit in sein Amerika.

00:01:20: Wie sich das Land verändert hat, wie zerrissen es ist.

00:01:24: Er erlebt es jeden Tag.

00:01:26: Vom Land of Dreams zu Trumpland und Kamler Harris.

00:01:31: Das ist alles jetzt hier in Tomorrow.

00:01:34: Hey Thomas, große Ehre, dass du dir die Zeit nimmst,

00:01:40: dass wir jetzt gleich eine Doppelfolge von Tomorrow aufnehmen können,

00:01:43: weil es so viel zu besprechen gibt.

00:01:46: Im ersten Teil haben wir ja über deinen Business gesprochen,

00:01:49: über deine krasse Karriere vom Praktikanten zum Popstar der Werbeszene.

00:01:55: Aber jetzt mal so Big Picture Amerika.

00:01:58: Du fliegst morgen zurück nach Amerika, zurück nach New York.

00:02:02: Wie fühlt sich das für dich an?

00:02:04: Zum einen freue ich mich wie immer nach New York zurück zu fliegen,

00:02:08: weil diese Liebe, die ich am ersten Teil besprochen habe,

00:02:11: love it first sight, die ist immer noch da, sonst würde ich da auch nicht leben.

00:02:14: Also ich freue mich da extrem drauf.

00:02:16: Allerdings hast du Recht.

00:02:18: Zum einen hat sich die Stadt natürlich in den letzten 30 Jahren

00:02:21: und der Leben extrem verändert, aber Amerika als Land noch viel mehr.

00:02:25: Und jemand, der sich natürlich sehr, sehr bewusst ist über die Entwicklung dort

00:02:30: und sich auch generell sehr viel auseinandersetzt

00:02:32: mit den unterschieden kulturell und auch politisch von Deutschland und Amerika,

00:02:36: ist das natürlich schon was, was mich zum einen sehr beschäftigt

00:02:40: und mir zum anderen auch extreme Sorgen macht.

00:02:43: Weil sowohl New York als auch das Land haben sich halt wirklich brutal verändert.

00:02:49: Was ist diese Veränderung? Wie hast du sie wahrgenommen?

00:02:52: Ja, als du vor 30 Jahren nach Amerika gegangen bist, wie war es da?

00:02:56: Du bist nach Amerika gezogen, aus Deutschland warst ja damals eben noch Praktikant,

00:03:00: hat es deinen ersten Job in Amerika

00:03:02: und du bist auf die Upper East-Zeit gezogen zu einem russischen Balletttänzer

00:03:07: und einer Französin irgendwie im Hinterzimmer oder wie war das?

00:03:13: Ja, also wirklich, es war tatsächlich, es war wirklich verrückt

00:03:20: und es war auch wirklich auch im Nachhinein, muss ich sagen,

00:03:23: das war die perfekte Introduction zu New York.

00:03:26: Ich hatte ja damals als Praktikant wirklich mehr oder weniger auch keinen Verdienst.

00:03:30: Das heißt, ich musste mich da auch sehr clever über Wasser halten

00:03:33: und ich habe dann Zimmer gemietet zur Untermiete bei einem russisch-französischen Paar.

00:03:40: Die waren beide bekannte Balletttänzer

00:03:43: und die hatten ein tolles Appartement auf der Upper West-Zeit,

00:03:46: aber ich hatte so ein kleines Zimmer, da es auch so Bart und Dusche hatte im Hinterteil des Appartments

00:03:52: und die waren eigentlich total crazy, weil er war halt sehr, sehr theatralisch,

00:03:57: also wirklich so ein toller russischer Balletttänzer, auch sehr, sehr extrovertiert

00:04:01: und sie war wirklich so eine Jane-Smoking French Lady.

00:04:04: Und die haben mich da aufgenommen und die waren große Ballettschters,

00:04:09: die hatten auch noch eine Ballettschule

00:04:11: und das war schon erstmal dieser erste Geschmack von diesen wirklich interessanten,

00:04:15: aber auch verrückten Leuten von New York und das liebe ich ja New York.

00:04:19: Nach wie vor, dass du eben Leute trist, die aus einer ganz anderen kulturellen

00:04:24: oder auch örtlichen Herkunft starben wie du

00:04:26: und die hat eine ganz andere Lebensgeschichte haben

00:04:29: und die alle nach New York gekommen sind oder nach Amerika,

00:04:31: weil das eben ein Einwandererland ist, um sich da nicht neu zu erfinden,

00:04:35: aber um sich selbst zu sein, um was Neues zu erleben,

00:04:38: um vielleicht auch von schwierigeren Zeiten irgendwie eine neue Chance zu sehen

00:04:43: und von daher gesehen war das natürlich auch eine Wahnsinnserfahrung.

00:04:48: Dieses New York der 90er, das kannst du dir ehemaliger Tage nicht mehr vorstellen,

00:04:52: das war schon eine andere Stadt

00:04:54: und ich habe da schon noch eine Träne im Auge, wenn ich darüber nachdenke, weil

00:04:58: ich habe dann am Anfang bei denen oben gelebt, auf der Upper West Side,

00:05:02: auch direkt nah am Park, es war total super, aber relativ schnell wurde mir klar,

00:05:06: dass mein ganzes soziales Leben auch, wenn ich ausgegangen bin, das das Downtown war.

00:05:10: Ich bin dann auch relativ schnell irgendwann, habe ich es dann geschafft,

00:05:13: Downtown zu ziehen und Downtown New York war damals, also es war ein Mecker,

00:05:18: es gab damals noch kein einziges Hotel südlich der Houston Street,

00:05:23: weil das Mercer war das erste, das hat 97 erst aufgemacht,

00:05:26: vorher war da nichts, es waren halt viele Lofts

00:05:29: und da lebten wirklich kreative junge Leute, Musiker, Schauspieler, Künstler,

00:05:34: auch viele Loft, die wir uns geteilt hatten

00:05:36: und das war tatsächlich so ein permanenter Austausch,

00:05:40: das war eine total kreative und wilde Zeit

00:05:43: und das ist eigentlich auch in New York, dass ich schon so ein bisschen vermisse,

00:05:46: weil damals war es wirklich, ich habe immer gesagt,

00:05:48: "Louise New York, work on the wild side",

00:05:50: Missfits aus aller Herren Länder und Bundesstaaten

00:05:56: und inzwischen ist es leider so, dass die Stadt ist natürlich viel viel sicherer geworden,

00:06:01: natürlich auch von den Developern übernommen worden,

00:06:04: da könnten wir auch darauf eingehen, dass von verschiedenen Bürgermeistern her kommt,

00:06:08: aber sie ist sehr teuer geworden und das ist ein bisschen schade,

00:06:12: weil als junger Künstler der kreative Person kannst du dir nicht mehr leisten,

00:06:16: Downtown zu leben, kannst dir auch eigentlich nicht mehr leisten, in Brooklyn zu leben.

00:06:20: Am Anfang sind die dann alle nach Brooklyn gezogen, das fanden dann alle cool,

00:06:23: plötzlich lebt auch jeder in Williamsburg,

00:06:25: das heißt als junge kreative Person wirst du immer weiter nach außen gedrückt

00:06:29: und die Stadt selbst ist da nicht mehr ganz so vibrant,

00:06:33: du musst also jetzt viel viel mehr in die Outskirts gehen und das zu finden,

00:06:36: aber die Zeit war damals wirklich faszinierend

00:06:40: und was du nach wie vor hast in New York ist dennoch diese multikulturelle Vielfalt

00:06:45: und diese Density und Variety, du bist halt den Menschen und der Stadt ausgesetzt,

00:06:51: du kannst dich ja nicht entziehen, du musst dich mit jemandem auseinandersetzen,

00:06:54: der home-less ist, du musst dich mit jemandem auseinandersetzen,

00:06:57: der vielleicht gerade von einem Business-Midi zum anderen ist,

00:07:00: du musst dich mit dem Künstler auseinandersetzen, der auf der Straße ist

00:07:02: und das finde ich an New York generell extrem spannend nach wie vor.

00:07:06: Wahnsinnig spannend, bitte nehmen uns nochmal mit in die Zeit,

00:07:09: als du nach Downtown gezogen bist, da hast du ja ich glaube die krassesten Partys gefeiert,

00:07:15: in deiner Wohnung bei dir zu Hause waren Madonna und David Beckham,

00:07:20: David Bowie war dein Nachbar, wie geil ist das denn bitte?

00:07:24: Es war tatsächlich eine wunderschöne Zeit, die sich aber auch jetzt gar nicht,

00:07:31: wenn du die gelebt hast, sich gar nicht mehr irgendwann so ungewöhnlich angefühlt hat,

00:07:35: weil es war tatsächlich so, zum einen war das eben Downtown New York

00:07:39: und zum anderen natürlich trotzdem auch der Business, in dem ich dann gearbeitet habe.

00:07:44: Ich war natürlich in der Werbung und die Werbung war da auch sehr verbunden

00:07:48: mit Filmmaking, mit Musik, mit Fashion sowieso, das heißt das Ganze hat sich sehr vermischt.

00:07:54: Ich habe ja auch mit Top-Regisseuren gearbeitet oder auch mit jungen Schauspielern

00:07:58: und mit denen hast du dich natürlich auch angefreundet,

00:08:00: das heißt dein soziales Netzwerk waren eben die Leute

00:08:04: und es war wirklich tatsächlich so, dass in der Zeit,

00:08:07: dass auch die Zeit war, als Leo unterwegs war, Kate Mosti sehr gut kenne,

00:08:11: weil ich mit der zusammengearbeitet befreundet bin

00:08:14: und die Johnny Depps dieser Welt, Joaquin Phoenix, es war alles,

00:08:17: es waren eine Gruppe, wir haben alle miteinander unterwegs gewesen

00:08:20: und das, was du jetzt ansprichst, ist ein bisschen später passiert,

00:08:24: weil ich habe am Anfang natürlich schon auch eher kleinere Apartments gehabt,

00:08:27: aber irgendwann bin ich dann die Bowerie gezogen,

00:08:31: das ist eine tolle Straße, Downtown zwischen Soho und der Lower Eastside,

00:08:35: damals auch wirklich auch ein Künstlermäcker noch

00:08:38: und dort hatte ich dann eine Wohnung oder habe eine Wohnung,

00:08:42: die eigentlich so ein Künstlergebäude ist.

00:08:46: Das war die erste YMCA in der Stadt, aber da sind dann in den 50er und 60er

00:08:49: die ganzen Künstler hin.

00:08:51: William Borrows hat da in Basement gelebt, Naked Lunch geschrieben,

00:08:55: die Schreibmaschine steht da immer noch, das Studio, in dem ich gearbeitet habe,

00:08:59: aus dem ich rausgearbeitet habe, das war Mark Rothko Studio,

00:09:02: der amerikanische Künstler, meine Mitbewohner waren John Giorno,

00:09:06: das ist ein Beat Poe, der auch der Liebhaber von Andy Warhol war,

00:09:09: also eine verrückte Wohnung und in dieser Wohnung habe ich immer auch

00:09:13: Freunde eingeladen und entertaint und das wurde dann immer größer

00:09:16: und irgendwann hatte ich dann tatsächlich mehrmals im Jahr eine Hausparty

00:09:20: und auf dieser Hausparty, da haben sie auch alle gefreut, da wollten auch alle immer kommen,

00:09:24: weil das wirklich auch ein Fest war, wo man wirklich leben konnte,

00:09:28: tanzen konnte, unter sich war und da waren natürlich die ein oder andere illustre Person,

00:09:34: war da auch da.

00:09:35: Madonna ist ein Gast, der mich auch befreundet, das ist ein Gast,

00:09:38: die willst du auf deiner Party haben, aber es ist auch ein großer Druck.

00:09:42: Weil es um einen Madonna kommt, um zu tanzen.

00:09:45: Das heißt du brauchst gute Musik.

00:09:47: Du brauchst gute Musik und sie ist sehr, sehr kritisch mit der Musik.

00:09:50: Also die hat auch überhaupt diesen Madonna und die weiß ja, was sie will,

00:09:53: die hat überhaupt kein Problem, um zu deinem DJ zu gehen und zu sagen,

00:09:56: was ist denn das hier? Spiel mal das oder Thomas, the Music, you gotta talk to the DJ.

00:10:00: Aber das tolle an Madonna ist, die kommt oft mit ein oder zwei Tänzern.

00:10:05: Das heißt, die bringt Tänzer mit, weil die sagt, eine Party, da musst du Stimmung machen

00:10:10: und auf dem Dancefloor und wenn die da die Tänzer dabei hat und die auf dem Dancefloor war,

00:10:14: also kannst du dir vorstellen, der Rückzug sind alle mit am Tanzen.

00:10:17: Also das ist schon jemand, der das gut versteht.

00:10:20: Und nochmal viele von den Leuten, die du erwähnt hast,

00:10:23: mit denen bin ich halt auch mehr oder weniger in New York mit aufgewachsen

00:10:27: oder hab eben auch mit ihnen gearbeitet.

00:10:29: Also es gibt schon viele, ich denk da sehr, sehr gerne dran zurück

00:10:32: und es gibt ganz, ganz viele tolle Momente und auch eine oder andere photographischen Dokumentationen,

00:10:38: die ich vielleicht irgendwann mal veröffentlichen muss.

00:10:40: Aber ich hab da was, ich hab da ein Ding von, irgendwann kam Jerry Butler,

00:10:44: der kam an und war auch so fest, ich sag, wie siehst du denn aus?

00:10:48: Der hat so einen ganz lang komischen Bart und ganz Orang,

00:10:51: der ist auch so wie Donald Trump eigentlich, also furchtbarer Selbstzenner und diesen Dast.

00:10:54: Da hat er zu mir gesagt, ja, ich weiß, ein bisschen unheimlich,

00:10:57: aber ich schieß grad irgendwie so einen komischen Film über so ein paar spartanische Krieger in Toronto

00:11:03: und wird wahrscheinlich eh nix der Film, weißt du?

00:11:05: Und das war dann 300, sein großer Durchbruch.

00:11:08: Aber da hab ich wirklich noch Bilder von uns allen mit der Party und Jerry sieht wirklich aus wie, also.

00:11:13: Und das war halt wirklich ne tolle Zeit, weil eben man zusammen gefeiert hat,

00:11:18: aber eben auch dieser Austausch da war.

00:11:20: Und weil auch jeder wirklich, das war noch, ich hab ja die Partys noch lange gemacht,

00:11:24: machen wir es immer noch, aber es war auch wirklich ursprünglich auch vor Social Media und Smartphones

00:11:29: und das war auch noch ne ganz andere Art zu feiern.

00:11:32: Bitte, wie war die Art zu feiern? Wie stellte ich mir das vor?

00:11:34: Du hast dann eine Hausparty und dein Klingel ist und dann machst du die Tür auf, dann ist da Madonna,

00:11:38: dann sagst du, hey Madonna, schön, dass du da bist, wir sind Kühlschrank, have yourself.

00:11:42: Wenn dir die Musik nicht gefällt, du weißt schon, kill the DJ.

00:11:45: Du, das ist ja, das Schöne ist, wenn du in Amerika dann gearbeitet hast,

00:11:51: oder egal mit wem du ja zusammenarbeitest oder wenn du Leute kennst,

00:11:54: ist es ja relativ schnell, dass du dann das ablegst, ah, das ist die und die Person.

00:11:58: Und weil letztendlich sind alles Menschen wie du und ich, einige sind echt cool, andere sind fragwürdig,

00:12:03: mit den coolen Hängst du dann ab, mit den fragwürdigen sagst du, hallo, wenn du die irgendwo siehst,

00:12:07: du siehst dich ja auch dauernd in New York, in den Restaurants oder auf den Events.

00:12:10: Und die, die du halt gern mochtest, die hast du eingeladen und was ich immer gemacht habe

00:12:15: und deshalb sind auch die Leute immer gerne gekommen, ich hab halt ne ganz großen Mix gehabt.

00:12:19: Ich fand schon immer total spannend, alt und jung und jemand, der Entertainment ist

00:12:23: oder jemand, der in Politics auch und die alles zu vermischen.

00:12:26: Das war auch immer das, was mir in New York so gefallen hat, weil einfach nur coole Leute,

00:12:29: ich finde die langweilig und einfach nur solche auch.

00:12:32: Also ich finde das immer sehr schön zu vermischen und die hab ich dann eingeladen.

00:12:35: Am Anfang waren die Partys kleiner, aber letztendlich meine Dachterrasse ist auch sehr, sehr groß.

00:12:41: Da hab ich großes Glück, die ist fast 2000 sq. ft.

00:12:44: Das heißt, im Sommer haben wir immer ne Sommerparty gehabt

00:12:46: und dann war es dann irgendwann wirklich 300, 400 Leute auch immer

00:12:50: und dann wurde dort gefeiert, getanzt und das war aber ne Hausparty.

00:12:54: Auch nicht jetzt, wie gesagt, mit irgendwie fancy catering und anderen Sachen,

00:12:58: sondern wir haben halt wirklich gefeiert und Leute haben ausgetauscht, abgehangen

00:13:02: und das war eigentlich das klassische New York, was ich von damals auch kannte

00:13:06: und was mich so fasziniert hat.

00:13:08: Wow, sensationell.

00:13:10: Und ja, gibt es solche Partys heute noch oder ist es durch Social Media nicht mehr möglich?

00:13:16: Schön, dass du das ansprichst, weil zum einen gibt es solche Partys schon noch

00:13:23: aber ganz so wie die waren ist natürlich nicht mehr möglich,

00:13:27: weil ich mache immer noch Partys oder Get-togethers

00:13:33: aber es ist schon so, dass zum einen die junge Generation das Leben generell auch anders erlebt,

00:13:39: durch die Vernetzung, durch die Smartphones

00:13:42: und inzwischen ist es natürlich auch so, dass du extrem aufpassen musst,

00:13:47: wer auch so ein Partys ist und inwiefern die Leute auch trustworthy sind.

00:13:52: Weil das große Problem mit den Cellphones, es gibt mehrere Probleme mit dem Cellphones,

00:13:56: ein großes Problem ist, dass halt jeder ein rasender Reporter ist und jeder überall mitfilmt

00:14:01: und das ist halt was tatsächlich auch das Nachleben generell oder das soziale Leben total verändert hat.

00:14:08: Gerade für Personen im öffentlichen Leben, weil früher hast du halt, du warst irgendwo

00:14:14: und da waren vielleicht ein, zwei Fotografen, die du gekannt hast

00:14:17: oder bei so einer Private Party wie bei mir, na, hab ich Fotografiert

00:14:21: oder wenn Ellen von Unwert da war, die Fotografiert oder mal Mario Sorrent, also Fotografen, die man kannte,

00:14:27: aber das war halt irgendwas, wo man musste hier, kann man frei sein und sich auslassen,

00:14:31: aber das geht ja nicht mehr, weil wie gesagt, heute musst du aufpassen, du bist innerhalb kürzester Zeit

00:14:35: von irgendeinem rasenden Reporter, der irgendwas an der Zeitung weiter gibt

00:14:39: oder auf irgendeinem Instagram Feed

00:14:42: und das betrifft zum einen natürlich Leute im Public Eye

00:14:46: aber auch jungen Generationen, du kannst ja auch selbst als junge Person nicht einfach wild feiern

00:14:52: oder mal nackt auf den Tisch tanzen, nicht dass ich das jetzt irgendwie encourage.

00:14:58: Aber du musst ja aufpassen, weil du kannst ja schon vornherein deine Karriere ruinieren

00:15:02: beziehungsweise sein Social Standing und da hat sich das sehr geändert

00:15:06: und das ist was, was ich persönlich sehr, sehr schade finde.

00:15:10: Das heißt unheimlich oft sind auch diese GettyGate, das sind zwischen kleiner

00:15:13: und eben, wo du halt genau weißt, jeder kennt jeden.

00:15:16: Ich fand das super, auch ganz, ganz viele einzuladen, die man auch noch nicht so kannte.

00:15:19: Weißt du, die dann dazugekommen sind, angehende Künstler, ich hatte auch ein Künstler dabei, den fand ich immer an der Strafgasse,

00:15:24: das wird der nächste Baskiat, das wurde der dann nicht, aber der war immer bei mir an der Straßenecke,

00:15:28: hatte so ein Ghetto Plaster und so wahnsinnig wilde Gemälde, den habe ich dann auch eingeladen

00:15:34: oder das war halt immer ein wilder Mix und da ist es heute halt ein bisschen schwieriger,

00:15:37: weil eben jeder oder ganz viele nicht mehr im Moment sind,

00:15:41: sondern einfach den Moment dokumentieren.

00:15:43: Und eine gute Party ist nicht über die Dokumentation, sondern die geht über den Moment.

00:15:48: Aber gerade wo du Dokumentation ansprichst,

00:15:52: erlebst du das eigentlich auch im Moment so, so ist meine Wahrnehmung zumindest,

00:15:56: dass auch viele Menschen heute nur noch kurz zur Party gehen,

00:16:00: ein Foto, ein Video machen für Insta, für TikTok

00:16:04: und zehn Minuten später sind sie auch schon wieder weg.

00:16:07: Sie wollen endlich gar nicht feiern, sondern sie wollen nur schnell den Post,

00:16:11: weil in dem Moment, wenn man es gepostet hat, hat es stattgefunden, dann war man da,

00:16:15: dann war man Teil der Culture, aber in Wahrheit ist man es gar nicht mehr.

00:16:19: Nimmst du das auch so wahr?

00:16:20: Weißt du was, das ist eine sehr, sehr schöne Frage und ich freue mich, dass du das ansprichst,

00:16:23: weil das ist auch was, was mir natürlich aufgefallen ist

00:16:27: und was eine wahnsinnige Veränderung ist und eine, die ich extrem schade finde.

00:16:30: Weil es war tatsächlich früher so, dass auch Parties oder Veranstaltungen,

00:16:35: ob das jetzt rund um die Crammys waren oder rund um die Fashion Week,

00:16:38: das waren tatsächlich Veranstaltungen, wo Leute auch zusammen gefeiert haben

00:16:42: und es war eine Party.

00:16:43: Das hat sich völlig verändert.

00:16:45: Diese ganzen offiziellen oder größeren Parties, die sind inzwischen degeneriert

00:16:50: zu Content Production Machines.

00:16:52: Das heißt, die Leute gehen hin, um sich auf dem roten Teppich fotografieren lassen,

00:16:55: das hast du früher auch gemacht.

00:16:56: Foto am Teppich und dann warst du aber drin, aber dann wurde gesprochen,

00:17:00: sich ausgetauscht.

00:17:01: Jetzt ist es so, du bist im roten Teppich, dann gehst da rein,

00:17:04: machst noch dein Video, machst dann ein Foto, guck mal, ich will da.

00:17:07: Zeigst den Leuten, wie toll die Party war.

00:17:09: Die Party sehen ja alle toll aus, wenn du dir dann auf Social Media siehst.

00:17:12: Die Leute sind alle neidisch, da habe ich auch gerne gewesen.

00:17:15: Aber die Realität der Party, ich könnte dir auch ganz viele nennen,

00:17:18: die da wirklich auch glorifiziert sind, die aber inzwischen überhaupt keine Party mehr sind.

00:17:23: Und viele der interessantesten Leute, die gehen dann kurz hin,

00:17:26: machen die Fotos, machen nochmal eine Runde, dann ist da noch irgendwie ein Video,

00:17:30: Aufnahme, die ihr das halt dann macht und das halt auch noch mal weiter zu verwerten.

00:17:34: So, und dann gehen die und dann ist ne richtige Party bei irgendjemand im Hotelzimmer

00:17:38: oder zu Hause mit weniger Leuten.

00:17:41: Und das ist richtig schade, weil diese Kultur des Miteinanders und des echten Austauschs,

00:17:48: die ist da natürlich drübergekillt.

00:17:50: Und ich würde sogar noch weitergehen, es ist ein Riesenproblem für generell,

00:17:54: auch wenn du mich fragst, wie hat sich New York verändert,

00:17:56: es ist generell ein Problem für eine Stadt, weil Social Media hat zum einen das natürlich gemacht

00:18:03: mit den Partys, aber zum anderen, es hat natürlich auch eine gewisse kulturelle Relevanz

00:18:08: aus dem Nachtleben rausgenommen.

00:18:10: Weil wenn die Leute mich fragen, ja wie ist New York anders,

00:18:13: ja früher musstest du auch, die Welt ist auch anders, früher musstest du ausgehen,

00:18:17: um die neueste Musik zu sehen, das haben die DJs gespielt,

00:18:20: um die neueste Fashion zu sehen, um vielleicht zu wissen, was kulturell passiert.

00:18:24: Und jetzt durch die Demokratisierung, die natürlich toll ist,

00:18:27: ist natürlich jeder sein eigener Self-Promoter, das heißt jeder ist der eigene Style,

00:18:30: ist Designer, du musst gar nicht mehr dein Wohnzimmer verlassen, um das zu sehen.

00:18:35: Du siehst die neuesten Tracks alle hier bei dir, das heißt zum einen gibt es keinen wirklichen Grund mehr,

00:18:40: dieses soziale Leben so zu leben, wie es war.

00:18:43: Und dann natürlich ist es dazugekommen, dass jetzt auch inzwischen durch die neue Art,

00:18:47: wie junge Leute auch connecten, dass auch der romantische Aspekt weg ist,

00:18:51: weil die Leute treffen sich inzwischen auch nicht mehr unbedingt in Restaurants,

00:18:55: sondern die Connection kommt digital.

00:18:58: Und von daher gesehen hat sich so eine Stadt wie New York natürlich völlig verändert.

00:19:02: Weil zum einen es gibt keine kulturelle Relevanz mehr aus zu sein,

00:19:06: und es gibt auch diesen zweiten Faktor, euch will jemand treffen,

00:19:09: und mich mit dem dann eventuell mich verlieben oder einen Abenteuer haben,

00:19:12: das gibt es auch nicht mehr.

00:19:14: Und von daher gesehen ist das zum einen für städtisch schwierig,

00:19:16: und zum anderen natürlich auch für die Individuen.

00:19:19: Wenn du alles von zu Hause isoliert von deiner Couch machst,

00:19:22: ist das mental eine Einbahnstraße.

00:19:25: Und ich glaube, das ist ein großes Problem von Social Media.

00:19:30: Absolut. Wie hat New York dich verändert?

00:19:33: Du lebst seit 30 Jahren in New York.

00:19:36: Bist du New Yorker oder bist du auch noch Deutscher?

00:19:40: Wie fühlst du dich, wenn du morgens aufwachst?

00:19:42: Also ich bin 100 Prozent New Yorker.

00:19:45: Ich schulde der Stadt unheimlich viel.

00:19:47: Und ich bin unheimlich dankbar dafür,

00:19:50: weil sie hat mir geholfen, zu mir selbst zu finden.

00:19:55: Sie hat mir geholfen, zu akzeptieren,

00:19:58: dass so wie ich bin, dass es cool ist.

00:20:00: Sie hat mir irgendwie geholfen, mir weniger Gedanken darüber zu haben.

00:20:03: Wenn du dich in New York über irgendwas aufregst

00:20:05: oder zu viel Gedanken machst, du hörst ja nicht mehr auf.

00:20:07: Weil der läuft so rum, da passiert das,

00:20:09: du musst letztendlich sehr tolerant werden.

00:20:11: Du hast gar keine andere Chance.

00:20:13: Und du triffst extrem viele Leute, die eine Geschichte haben,

00:20:17: die anders als deine ist.

00:20:19: Wenn du dich mit denen austausch, lernst du von denen auch.

00:20:21: Und du lernst, welche Lebensansätze möglich sind.

00:20:24: Oder dass Leute kommen, die eigentlich gar keine Chancen hatten.

00:20:28: Ich bin trotzdem aus einer sehr, sehr guten,

00:20:31: bürgerlichen Situation von Deutschland nach New York.

00:20:34: New York hat mir sehr viel gelernt, hat mir sehr, sehr viel beigebracht.

00:20:39: Und das Schöne ist, dass ich das Gefühl habe,

00:20:43: ich lerne in New York weiterhin immer noch dazu.

00:20:46: Und wenn ich es richtig gesehen habe,

00:20:48: du hast mittlerweile die amerikanische Staatsbürger geschafft.

00:20:51: Seit März kriegt man die automatisch Verliebung,

00:20:54: wenn man 30 Jahre da ist, oder?

00:20:56: Wie hast du es geschafft?

00:20:58: Nee, so einfach ist das nicht.

00:21:00: Ich bin tatsächlich inzwischen doppelter Staatsbürger.

00:21:03: Das heißt, ich bin Amerikaner seit März,

00:21:06: aber trotzdem weiterhin noch Deutscher.

00:21:08: Und für mich war das auch jahrelang überhaupt kein Thema.

00:21:12: Aber ich hatte eine Green Card.

00:21:14: Und mit der Green Card hast du ja mehr oder weniger eine ähnliche Situation.

00:21:18: Und jahrelang war es auch so, dass Deutschland gesagt hat,

00:21:21: doppelte Staatsbürgerschaft gibt es bei uns nicht.

00:21:23: Entweder oder.

00:21:25: Und erst vor ein paar Jahren ist es gesagt,

00:21:28: okay, in speziellen Fällen kann man beide haben.

00:21:30: Du musst halt sagen, ich will die deutsche Beiber halten

00:21:33: und da so ein Verfahren durchgehen.

00:21:35: Und ich wurde akzeptiert.

00:21:37: Und dann war nochmal amerikanischer Staatsbürger zu werden.

00:21:40: Ich musste da auch noch mal durch die ganzen Instanzen durchgehen

00:21:43: und Interviews und über die amerikanische Historie lernen.

00:21:46: Aber mir war es wichtig, weil ich zum einen schon so lange da bin

00:21:49: und zum anderen, weil ich tatsächlich auch plötzlich das Gefühl hatte,

00:21:52: gerade mit dem, was seit 2016 passiert ist,

00:21:55: dass du dir nicht ganz sicher sein kannst, wo das Land hingeht.

00:21:58: Und du hast natürlich legal einen ganz anderen Status in Amerika

00:22:02: mit einem Pass als mit einer Green Card.

00:22:04: Weil mit einem Pass bist du amerikaner,

00:22:06: du kannst ja nicht das Landes verwiesen werden.

00:22:08: Es kann keine komische Situation entstehen.

00:22:11: Und da hat die Situation um 2016 rum,

00:22:15: wie sich das war, schon bei mir auch gesagt,

00:22:17: Mensch, weißt du was, mit einem amerikanischen Pass,

00:22:19: bist du sicherer.

00:22:20: Und letztendlich will ich auch meinen großen Teil

00:22:22: von deinem Leben weiter in Amerika leben.

00:22:24: Wenn du 2016 sagst, nehm ich mal an, du meinst Donald Trump.

00:22:28: Donald Trump ist seine erste Präsidentschaft,

00:22:30: die er 2016 gehabt hat und wo sich natürlich Amerika verändert hat

00:22:34: und auch ein Stück von der Welt.

00:22:36: Wie hat sich aus deiner Sicht Amerika in diesen 30 Jahren auch verändert?

00:22:41: Als du ausgewandert bist, war es doch vermutlich noch

00:22:44: "The Land of Dreams", oder?

00:22:46: Ja, ich bin ja zum Teil auch deswegen ausgewandert,

00:22:49: wie alle aus meiner Generation Amerika war, "The Land of Dreams".

00:22:53: Weißt du, das Land von Steven Spielberg und Bruce Springsteen

00:22:57: und die ganzen Fantasien, die du da hattest.

00:23:01: Und es war tatsächlich auch "The Land of Dreams".

00:23:05: Und "The American Dream", das kommt ja nicht von ungefähr,

00:23:08: das ist tatsächlich so gewesen, dass das möglich war

00:23:11: oder zum Teil noch noch ist, "Tellerwäscher zu Millionär",

00:23:15: das war schon real.

00:23:17: Weil wenn du dort hart gearbeitet hast

00:23:19: und eine tolle Business-Idee hattest, es war möglich.

00:23:22: Das Problem ist, dass sich das tatsächlich

00:23:24: in den letzten 30 Jahren extrem verändert hat.

00:23:26: Das ist eine sehr komplexe Sache,

00:23:28: weil das auch zu tun hat mit der politischen Entwicklung

00:23:31: und natürlich auch mit einer großen sozialen Entwicklung.

00:23:35: Weil viele der Menschen in Amerika funktioniert hat,

00:23:40: das System seit geraumer Zeit nicht mehr.

00:23:42: Und das hat einen komplexen Hintergrund.

00:23:45: Aber diese Mittelschicht, die man auch in Deutschland kennt,

00:23:49: die ist da total weggebrochen.

00:23:51: Das heißt, es gibt viele, viele Leute,

00:23:53: die sehr, sehr gut gehen und die in Amerika super leben können.

00:23:56: Und wenn du in Amerika gut Geld hast, ist das auch toll.

00:23:59: Aber für viele andere ist es halt fast unmöglich geworden.

00:24:03: Auf die Kombination von wie teuer Sachen sind,

00:24:06: die Kombination, dass du natürlich nicht unbedingt

00:24:09: eine Health Insurance hast, die Situation,

00:24:11: dass Education super teuer ist.

00:24:14: Weil wie gesagt, das ist ja auch nicht so wie in Deutschland publikale.

00:24:16: Allein ich bin so dankbar für Deutschland,

00:24:18: dass ich eine Health Insurance hatte

00:24:20: und ich nicht in der Schule gehen konnte.

00:24:22: Weil das ist in Amerika auch nicht gang und gäbe.

00:24:24: Und von daher gesehen ist es tatsächlich so,

00:24:26: dass in den letzten 30 Jahren dieses Land viel, viel weniger

00:24:29: für Autonormalferbraucher funktioniert

00:24:31: und eigentlich nur nur für richtig wohlhabende Menschen.

00:24:34: Und das hat natürlich einen Stimmungswandel zur Folge,

00:24:38: aber auch eine Realität.

00:24:40: Das will Leute halt sagen, ich schaffe es nicht,

00:24:43: obwohl ich zwei, drei Jobs gleichzeitig arbeite

00:24:46: und irgendwas muss sich verändern, irgendwas muss passieren.

00:24:49: Und so eine Situation ist natürlich dann Nährboden

00:24:52: für Populismus oder für auch extremere Ideen.

00:24:57: Und diese Entwicklung ist halt kontinuierlich jetzt so weiter gelaufen.

00:25:01: Wie nimmst du die Stimmung wahr?

00:25:03: Es ist natürlich jetzt das entscheidende Wahljahr,

00:25:05: Präsidentschaftswahlen im November in Amerika.

00:25:08: Donald Trump gegen Kamala Harris.

00:25:10: Wie nimmst du das wahr?

00:25:12: Ist das auch in Amerika, in New York das alles dominierende Thema?

00:25:17: Na klar, das Thema ist alles dominierend,

00:25:19: weil eben sehr, sehr vielen Leuten bewusst ist,

00:25:22: wie entscheidend diese Wahl sein wird.

00:25:25: Weil es ist schon wirklich eine richtungsweisende Wahl

00:25:32: und die wirklich Frage, wo geht Amerika hin als Demokratie?

00:25:36: Und das ist ein großes Thema.

00:25:38: Das Thema ist nur relativ schwierig zu beleuchten und zu besprechen,

00:25:42: weil Amerika eben so groß und divers ist.

00:25:45: Das kann man sich als Deutscher gar nicht vorstellen.

00:25:47: Diese geografische Größe des Landes und die Unterschiedlichkeit.

00:25:51: Ich hatte großes Glück, dass ich damals schon relativ früh

00:25:54: das Land kennengelernt hat, weil ich hatte in meiner Creative

00:25:57: Director Position Kunden, die in Houston gesessen haben,

00:26:00: Kunden, die in Rochester, Upstate New York waren,

00:26:03: meine Focus Group gemacht in Kansas City.

00:26:06: Also ich hatte immer schon ein ganz gutes Gefühl,

00:26:08: weil ich mich auch auseinandersetzen musste mit verschiedenen Zielgruppen.

00:26:11: Und das Land ist so unterschiedlich.

00:26:13: Und die Situationen der Leute sind auch so unterschiedlich.

00:26:16: Das heißt, diese Bubble, in der vielen Leute in New York und Los Angeles leben,

00:26:20: das entspricht halt nicht der Realität von vielen Leuten im Inneren des Landes.

00:26:26: Und ich glaube, diese Komplexität vergisst man und habe mich oft.

00:26:29: Das wird natürlich extrem diskutiert.

00:26:32: Aber viele, auch viele meiner Freunde verstehen eigentlich nicht unbedingt,

00:26:36: was in dem Land passiert und wo die große Problematik liegt.

00:26:39: Und dieses System, das Amerika hat mit zwei Parteien,

00:26:43: also entweder links oder entweder rechts, ist natürlich auch fatal.

00:26:47: Weil letztendlich arbeiten die Leute nicht zusammen an einer besseren Struktur,

00:26:53: sondern eigentlich immer nur gegeneinander.

00:26:56: Aber nehm uns da bitte mal mit in das Land,

00:26:58: weil viele vielleicht gar nicht so wissen,

00:27:00: dass du ja nicht nur Creative Director bist,

00:27:02: dass du krasse globale Kampagnen machst,

00:27:04: sondern du bist ja auch politisch ein sehr interessierter Mensch

00:27:08: und du hast den Wahlkampf ja eigentlich schon seit vielen Jahren begleitet immer mal wieder

00:27:13: für Fotodokumentation, für Filmdokumentation.

00:27:17: Du hast mit vielen Wählerinnen und Wählern gesprochen,

00:27:21: du hast viele der sogenannten Rallys gesehen.

00:27:24: Wie erlebst du, dass wie zerrissen ist dieses Amerika politisch?

00:27:30: Es war mir eben schon immer ein Bedürfnis,

00:27:36: das mitzuerleben und das Land,

00:27:38: in dem ich jetzt auch noch gerade die Staatsbürgerschaft erbore,

00:27:41: wirklich kennen zu lernen oder genau zu wissen, was passiert da.

00:27:45: Und das kannst du letztendlich nicht,

00:27:47: wenn du nur deine zwei, drei News-Outlets hast

00:27:50: oder die New York Times liest,

00:27:52: sondern du musst eben dann wirklich in diese Staaten reisen.

00:27:55: Ich war tatsächlich vor vier Jahren unterwegs,

00:27:57: auch in den ganzen Swingstates, das politische System ist ja ein anderes,

00:28:00: um dort tatsächlich mit den Menschen auch zu sprechen und zu gucken, was bewegt die

00:28:04: und was sind letztendlich die Gründe,

00:28:06: warum so ein Phänomen wie Donald Trump auch entstehen kann.

00:28:10: Und die Tatsache ist tatsächlich so,

00:28:12: dass diese Spaltung des Landes riesengroß ist.

00:28:16: Natürlich zum einen bedingt aufgrund der Tatsache,

00:28:19: dass für gewisse Leute das eben nicht mehr funktioniert

00:28:22: und dass sie eben jede Art von Wandel für sie eine bessere Situation darbietet.

00:28:28: Und zum anderen ist es natürlich durch die technologische Entwicklung

00:28:33: inzwischen auch fatal,

00:28:35: weil jeder nur noch in seinen eigenen Ansichten verhärtet und bestimmt wird.

00:28:41: Und das ist natürlich was, was fatal ist

00:28:44: und das ist was, was du dort auch lernst,

00:28:46: weil die ganzen Diskussionen, die wir untereinander haben in New York,

00:28:50: die kannst du mit jemandem in Arizona oder mit jemandem in Georgia nicht unbedingt haben,

00:28:56: weil die ganz andere Sachen bewegen.

00:28:58: Was ist dein Bild von Donald Trump, was ja interessant ist,

00:29:02: du hast ihn jetzt mit deiner Fotokamera, mit deinem Filmteam begleitet,

00:29:06: aber du kennst ihn ja schon viel länger aus deinem Social Live in New York.

00:29:12: Wie hast du ihn kennengelernt, wie ist deine Wahrnehmung auf ihn?

00:29:15: Gut, das macht das Ganze nicht einfacher,

00:29:18: weil ich kenne tatsächlich den Donald auch persönlich,

00:29:21: schon ist das eine ganz nette Geschichte.

00:29:23: Ich habe den kennengelernt auf einer Geburtstagsparty

00:29:27: von einem sehr, sehr guten Freund von mir, Rick Pepino, als der Celebrity Hester.

00:29:31: Und auf der Party habe ich am gleichen Abend, 95, 96, Donald Trump und Heidi Klum kennengelernt.

00:29:39: Weil Heidi Klum war die damalige Freundin von Rick

00:29:42: und die war da, das war mein erstes Zusammentreffen und Donald Trump war eben auch da.

00:29:46: Das heißt, ich habe Donald da kennengelernt

00:29:48: und Donald war halt jemand, der Teil der New Yorker sozialen Struktur war.

00:29:53: Der war halt auch im Nachtleben unterwegs

00:29:55: und der war eigentlich auch immer super nett.

00:29:58: Nur war das in unseren Augen auch eher fast so ein bisschen wie eine Comicfigur.

00:30:04: Weißt du, wie eine Comicfigur von einem wohlhabenden, reichen Typen,

00:30:07: so ein bisschen over the top, aber es war tatsächlich so,

00:30:10: wir saßen dann in irgendeinem Restaurant, da neigt Club

00:30:12: und Donald war am nächsten Table und dann hast du gesagt,

00:30:14: "Oh, drüben sitzt der Donald, guck jetzt nicht rüber.

00:30:17: Ich will jetzt nicht, dass der zu mir an den Tisch kommt."

00:30:19: Weil das eben so auch so ein bisschen so ein Laberer war.

00:30:21: Der war eigentlich immer super nett.

00:30:22: Der kam dann dann, ah, Thomas, he is my great friend Thomas,

00:30:25: oh, great German, one of the best German you ever meet.

00:30:28: Weißt du schon, klassisch Donald Trump halt,

00:30:30: du hast ihn nur nie ganz ernst genommen

00:30:32: und er wurde auch in der New Yorker Gesellschaft nicht unbedingt ernst genommen.

00:30:35: Und von daher gesehen ist es für mich natürlich noch viel schwieriger zu begreifen,

00:30:39: jemanden, den du so kennengelernt hast, wie der eben solche Macht entwickelt kann

00:30:43: und plötzlich auch der mächtigste Mann der Welt war.

00:30:46: Weil die Entwicklung von Donald Trump,

00:30:48: auf meiner nicht vergessen. Das war letztendlich ein Business Real Estate Tycoon, wo immer

00:30:53: noch die Meinung auseinandergehen, wie erfolgreich er wirklich war. Aber dann wurde er ja auch

00:30:56: zum Reality TV Star. Das war ein riesengroßes Show, die Apprentice, die jeder geguckt hat.

00:31:03: Und letztendlich war Donald Trump halt der TV-Geschäftsmann. Also Donald Trump ist auch

00:31:08: ein Experte in Reality TV, was er auch liebt. Er liebt die Kamera, er liebt sich selbst zu

00:31:13: inszenieren. Und interessanterweise kam mir das dann irgendwann auch sofort, dass Donald

00:31:17: Trump letztendlich Reality TV zum Andersen genommen hat, um dieses politische System zu

00:31:23: springen. Weil diese ganzen Rallys, der ganze Wahlkampf, unfass seine Präsidentschaft.

00:31:28: Das war das Most Entertaining Reality TV. Und dafür hat er ein super, super gutes Gefühl.

00:31:34: Und für die Massen war er halt der Geschäftsmann aus dem Fernsehen, der erfolgreich ist, der

00:31:40: die Leute geheiert oder gefeiert hat. Und letztendlich hätte so ein Präsident wie Donald

00:31:46: Trump vor 10, 15, 20 Jahren nie an die Position kommen können. Donald Trump ist ein Gebilde

00:31:52: unserer modernen Medienstruktur und wie wir Medien und Informationen kommunizieren.

00:31:58: Aber bitte, wie genau macht er das? Was ist da sein Kommunikativer Claim to Fame? Gar

00:32:05: nicht seine politische Message, die er hat, sondern einfach nur kommunikativ aus deiner

00:32:10: Sicht. Du hast die erfolgreichsten Werbekampagnen der Welt gemacht, Teile deiner Arbeit hängen

00:32:14: im Modern Museum of Art. Du hast Preise gewonnen, Goldenen Löwen in Cannes. Du weißt, wie

00:32:21: Kommunikation funktioniert. Wie beurteilst du die Kommunikationsleistung von Donald Trump?

00:32:29: Wie schafft er das, dieses Land so on fire zu setzen?

00:32:33: Das ist eine gute Frage, weil zum einen ist Donald Trump wirklich jemand, der, würde

00:32:37: ich mal sagen, den man intellektuell in Frage stellen kann und auch sollte, aber zum anderen

00:32:42: ist es ein Kommunikationsgenie. Nicht unbedingt einer, der strategisch kommuniziert, aber

00:32:48: jemand, der einen unheimlich guten Instinkt hat, was bei den Leuten ankommt. Und einer,

00:32:53: der weiß, wie Medien heutzutage funktionieren. Dass Media coverage, egal wie die ist, dass

00:33:00: die total wichtig ist. Und dass je mehr du im Fernsehen bist und je mehr über dich gesprochen

00:33:05: wirst und je mehr du eine Message wiederholst, dass die dann halt in Stückchen, Scheiben

00:33:09: immer mehr bei den Leuten ankommt und sich was irgendwie immer mehr einprägt. Und das

00:33:14: ist was, was würde ich auch lange die Demokraten nicht richtig verstanden haben, weil Donald

00:33:18: Trump hatte letztendlich das, den Instinkt dafür, dass er im Fernsehen sein muss, dass

00:33:25: er in den Social Medien sein, dass er aufgegriffen werden muss. Der wäre auch nie Präsident geworden,

00:33:29: dass CNN den nicht 24 Stunden lang im Wahlkampf gecavert hätte. Aber ich muss ehrlich sagen,

00:33:34: wenn du den damals gesehen hast in den Rallies, in den Speeches, you couldn't take your eyes

00:33:39: off him. Weil das kann doch nicht sein, was der jetzt erzählt. Im Positiven, du hast

00:33:43: gesagt wow. Und diese Faszination, dieses Reality TV Aspekt, den der hatte, das hat natürlich

00:33:49: auch bei diesen Wählern, die eventuell auch große Sorgen haben, die aber in gewissen Themen

00:33:55: vielleicht ein bisschen einfacher strukturiert sind. Das ist bei denen extrem gut angekommen,

00:34:00: weil er eben auch gesagt hat, wisst ihr was, amerikanischer Wahlkampf hat gar nichts damit

00:34:05: zu tun mit den Themen und deinen Politics. Das hat damit zu tun, zu sagen okay, es ist

00:34:15: eigentlich wie so ein Sports-Wettkampf. Weißt du, das blaue Team und das rote Team. Und

00:34:22: ich muss dazu kriegen, dass sie das blaue Team, das rote Team besser finden. Und das hat Donald

00:34:28: Trump halt extrem gut erkannt. Und was er halt verstanden hat, ist, dass es mehr oder weniger

00:34:33: so ein Zugehörigkeitsgefühl erzeugen muss. Ich bin Anhänger von dem Sportteam oder dem

00:34:38: Sportsteam. Und es geht letztendlich darum, letztendlich auch die Konfusion, die die Leute haben.

00:34:45: Es ist ja eine komplizierte Welt, die die Leute gar nicht mehr richtig verstehen. Und

00:34:50: letztendlich kannst du denen auch nicht wirklich erklären, sondern was Donald Trump geschafft

00:34:54: hat, der hat einfache Lösungen zu komplexen Problemen geschaffen. Und das ist sehr komisch

00:35:01: für die Leute. Um zu sagen, naja, das ist jetzt nicht so wegen der Automatisierung oder wegen

00:35:06: der generellen gesellschaftlichen Entwicklung oder Globalisierung, sondern, naja, gut, wie gesagt,

00:35:10: Arbeiterproblem, das ist die Immigration. Und solche Themen bricht er halt genial auf kleine

00:35:16: Schlagworte rüber, die verständlich für die Leute sind und die er dann immer wieder weiter

00:35:21: wiederholt. Und das macht Donald Trump so gut wie keins weiter. Aber wie funktioniert es? Vieles

00:35:26: von dem, was er sagt, ist fake. Wenn du auf den Rallys bist, wenn du mit Leuten sprichst bei

00:35:31: den Wahlkampfveranstaltungen, wie nimmst du das wahr? Wollen die Leute nicht wahr haben,

00:35:37: dass es fake News sind oder wie ist deine Wahrnehmung? Na ja, wie gesagt, das Problem ist

00:35:43: eine komplexe Welt und die Wahrheit ist inzwischen auch sehr komplex geworden. Das heißt, dieses

00:35:47: Bedürftes nach einfachen Antworten, die ist halt generell überall da. Und wie gesagt, Donald

00:35:51: Trump bricht es halt tatsächlich runter. Und zum zweiten ist es tatsächlich so, dass es ein großes

00:35:57: Problem ist der heutigen Medienwelt. Weil letztendlich die größte Lüge des Internets, die größte

00:36:05: Hoffnung, die wir ja hatten, war, dass wir eine besser informierte Gesellschaft hatten. Also das

00:36:09: Internet rauskam, hieß es, wir haben irgendwann in der Gesellschaft die besser informiertes, weil

00:36:13: du eben alle Informationen kriegen kannst. Aber aufgrund der Algorithmen ist genau das Gegenteil

00:36:18: passiert. Und in Amerika ist das in der Extreme. Weil letztendlich, welche Meinung du hast oder

00:36:23: vertrittst, die kriegst du ja immer wieder neu gefüttert. Und die verstärkt letztendlich deine

00:36:29: eigene Meinung war oder nicht immer mehr. Und du bist dann immer mehr in deinem eigenen Rabbithole.

00:36:35: Und je mehr du das natürlich verzehresst, desto mehr bekommst du auch wieder die gleichen

00:36:39: Informationen zugespielt. Ich war bei vielen Trump-Reallies, musste mich dazu auch anmelden,

00:36:44: habe natürlich auch viel Research gemacht. Ich habe plötzlich auch immer mehr Information darüber

00:36:49: gereght, auf YouTube, auf dem Phone. Und auch sehr, sehr gut produzierte Sachen, die mir aber auch

00:36:54: falsche Wahrheiten widerspiegelt haben. Und das ist eben was, was eine absolute fatale Realität

00:36:59: ist. Und dadurch ist es inzwischen gar nicht mehr so wichtig, ob du die Wahrheit sagst,

00:37:04: sondern einfach, wie du die rüber bringst und wie verständlich das für die Leute ist oder wie

00:37:09: gerne die die glauben möchten. Und das ist das, was Donald Trump erkannt hat und sehr,

00:37:13: sehr gut macht. Was man auch nicht verheiratet, ist in Amerika, es ist ja ein zwei Parteien-System.

00:37:20: Und es ist leider auch ein System mit zwei verschiedenen Medienwelten. Das stimmt schon.

00:37:25: Ein großes Problem in Amerika ist 24-hour News Networks. Das haben wir in Deutschland

00:37:31: inzwischen auch, aber das ist eigentlich was, was hätte nie passieren können. Weil News

00:37:35: as Entertainment ist fatal. Haste, wenn du früher die Tagesschau geguckt hast oder andere Sachen

00:37:42: gelesen, es war News komprimiert auf 15, 20 Minuten. Aber du hast nicht News, mit denen du 24

00:37:48: Stunden füllen kannst. Und vor allem, wenn das auch noch basiert ist auf Quoten und Ratings,

00:37:52: ist es doch ganz klar, du willst ein Publikum und willst denen immer das füttern, was sie sehen

00:37:57: wollen. Das heißt, endliche Debatten und Experten und nochmal darüber. Und dann hast du das eine

00:38:01: Lager, Fox News und die ganzen, das andere CNN, MSNBC und die Reporten eigentlich immer nur an

00:38:08: ihre eigene Zielgruppe. Ich schaue ganz viel auch Fox News und andere und ich kriege dann natürlich

00:38:13: immer mit, wie du hat auch gewisse Themen, du kannst ja immer alle Sachen von zwei Seiten sehen.

00:38:17: Und dort wird es halt nur von der einen Seite beleuchtet und hier nur von der anderen. Das heißt,

00:38:22: du hast eine Gesellschaft, die gespalten ist, aber durch die Kommunikation und Medienwelt

00:38:26: einfach immer nur weiter voneinander getrieben wird. Und wie ist das für dich, wenn du da deine

00:38:31: Fotodokumentationen machst und deine Filmdokumentationen kannst du dich bei diesen Wahlkampfveranstaltungen

00:38:36: frei bewegen? Kannst du frei fragestellen oder wirst du auch attackiert als Fake Media?

00:38:42: Nee, du, wenn ich das mache, dann reise ich ja tatsächlich auch mit einem ganz anderen Ansatz.

00:38:48: Ich bin ja keiner, ich bin kein Journalist oder Reporter. Mich interessiert tatsächlich,

00:38:53: was bewegt die Leute? Warum denken die das so? Ich kann das auch sehr gut machen, weil ich kann

00:38:57: sagen, okay, ich bin Deutscher, ich will das jetzt hier rausfinden. Bei mir ist das so. Und

00:39:01: was ist da, warum denkt ihr denn so? Aber warum, weißt du, ja, nee, das ist Sozialismus,

00:39:07: ein ganz Schulden Schimpfwort in Amerika, wo die sagen, ja, das wollen wir nicht. Und das sagen,

00:39:12: ja, wenn es zu wehler und wir entnahmen, aber Moment mal, ich bin in Deutschland aufgewachsen,

00:39:16: soziale Marktwirtschaft. Also du würdest das auch als soziale, aber eigentlich ist das

00:39:20: auch ganz gut. Wir haben dann diese, fändest du es nicht auch super, wenn du National Health Care

00:39:24: hättest und du nicht 120 Dollar für Augen tropfen. Also ja, nee, das finde ich super. Na gut, aber

00:39:29: ja, und findest du es nicht auch gut, wenn du irgendwie zur Schule gehen kannst oder das

00:39:34: werde ich, ja, aber das ist ein soziales Programm. Weißt du, du kannst letztendlich auch die Leute

00:39:38: schon challenging oder beeinflussen oder auch wirklich eher verstehen, warum das für die so ist.

00:39:43: Und mir hat das sehr, sehr viel gelehrt über die Nation und auch warum jemand wie Donald Trump eben

00:39:50: so erfolgreich ist. Weil das hat auch sehr viel damit zu tun, dass die Leute Angst haben, dass

00:39:54: die Leute isoliert sind, dass die Leute natürlich auch einen Zusammen- oder einen Zugehörigkeitsgefühl

00:39:59: wollen und das liefern inzwischen diese beiden Parteien und insbesondere auch Donald Trump. Und

00:40:05: das hat der Genial, das hat der Genial initiiert zum Teil tatsächlich instinktiv, aber wenn du

00:40:13: mal auf so einer Trump-Relly warst, das ist eine der faszinierendsten Veranstaltungen. Faszinierend,

00:40:18: in welchem Sinne? Ich kann das am besten so beschreiben. Du bist ja in dem Staat mit diesen

00:40:27: Menschen, ne? So, und du bist auf dieser Trump-Relly und du kriegst ja auch erst mal um dich anzumelden,

00:40:33: musst du dann irgendwo eine E-Mail blabber und kriegst dann irgendwann okay, hier ist der,

00:40:37: oder hier ist der Treffpunkt an dem und dem Parkplatz und dann gehen da erst mal parken

00:40:42: da alle und dann gibt es ein Shuttlebus. Der Shuttlebus fährt dann zu dem Venue, das war

00:40:46: zu der Zeit auch noch solche Airfields, wo der draußen war. Dann kommst du da an und ich muss

00:40:51: sagen, das fühlt sich nicht an wie der Wahlveranstaltung, sondern das war fast so wie für uns Coachella

00:40:58: oder ein Music Festival, weißt du? Weil du kamst da an und da war eine Volksfeststimmung allein

00:41:03: schon auf dem Weg dahin, dann gibt es irgendwie Merchandise, weißt du, wie von der Band, aber

00:41:07: hier ist es halt Trump, der halt das macht oder Trump als Rambo mit großen Flaggen und mit irgendwelchen

00:41:14: Hot Dog Stands und es war eine Zusammenkunft von Gleichgesinnten, deren Gleichgesinnteil aber

00:41:20: Patriotismus ist, Amerika, Amerika-Kostümer, Amerika-Flaggen und letztendlich hat sich das tatsächlich

00:41:25: so angefühlt, ach, wir sind hier nicht wegen der politischen Veranstaltung, sondern weil das ist

00:41:29: ein Volksfest für uns und dann gehst du da weiter rein, das ist perfekt inszeniert, du kommst dann

00:41:34: rein in diesen Bereich, dann ist eine riesengroße Amerika Flacke von so zwei Kranen, die runterkommt

00:41:40: und dann eine riesengroße Screens und da spielt eine ganz coole amerikanische Musik, aber diese

00:41:46: Videos sind irgendwie wie von Michael Bay damals inszeniert, irgendwie ein Cowboy in slow motion

00:41:51: mit der amerikanischen Flacke durch die Wüste und irgendwelche andere und die ganzen Leute sind

00:41:57: da so hyped ab, bis der überhaupt mal kommt und dann kam damals irgendwann auch die,

00:42:00: interessanterweise die ganzen Lieder auch sehr viel von schwulen, ikonischen Bands wie Queen oder

00:42:06: eine YMCA, irgendwann kommt dann Air Force One angeflogen zu India Tonight, bei Phil Collins

00:42:13: I can feel it coming India Tonight und dann glandet der irgendwann perfekt getimed zum Trump Solo

00:42:22: und dann kommt an alle Jubeln und irgendwann kommt diese Plane zum Stillstand, da kommt Donald

00:42:28: Trump, der 45th President of the United States, kommt er raus, schmeißt Tüte raus, so dann geht

00:42:35: er zu dem Podium und dann ist das wie eine Band Performance und dann macht er da 45 Minuten

00:42:40: eine Stunde, the greatest hits, also je nachdem hat er den Teleprompter, sagt dann okay,

00:42:44: paar Sachen, hier Pennsylvania dies und das, aber ansonsten ist das halt eben seine greatest hits

00:42:49: über was die anderen alle falsch machen, wie Amerika wieder stark macht und genial kommunikationstechnisch

00:42:55: alles runtergebrochen auf Mid-Sing-Ebene, alles sind drei worth a chance, lock her up, fill that seat,

00:43:05: four more years, das rufen dann alle zusammen, aber wie gesagt kleine kommunikative Elemente

00:43:11: und wenn du dort mit den Leuten redest, die fühlen sich dort halt als Teil eines Ganzen und

00:43:17: als jemand der stolz sein kann auf sein Land, der sich wirklich dort mit Gleichgesinnten trifft

00:43:22: und der dort auch letztendlich diese Euphorisierung bekommt von Amerika, dass es so eigentlich gar nicht

00:43:27: mehr gibt oder geben kann und wenn die dann nach Hause gehen, ist das ganz logisch, die wollen

00:43:32: Donald Trump spielen, ich habe da auch Leute getroffen, die sind dem verfolgt wie früher

00:43:36: the greatful dead, das war ihre 60ste Trump rally, weil die eben, ja warum giss denn das hat doch

00:43:42: immer das gleiche, ja aber die Community und das ist zusammen, es sei gluck, wer hatten

00:43:46: sonst was und alle da, Baykers vor Trump, Priests vor Trump, alle zusammen vereint, aber es ist

00:43:54: fast kein Inhalt, sondern Gefühl und das Gefühl ist, wir sind Amerikaner, wir sind stolz drauf

00:44:01: so und dann fahren sie wieder nach Hause isoliert und depressiv zu Hause, aber dieses Gefühl,

00:44:06: das die dann haben, das elektrisiert eben und das ist was, was er vor allen anderen erkannt hat

00:44:12: und dazu kann man stehen wie man will aber kommunikationsmäßig, ich kann das auch verstehen,

00:44:16: ich bin ungebildet oder weiß nicht so viel, ich kriege immer das gleiche gefüttert und

00:44:20: ich habe dann eine Person, die mir das verspricht und bei der es eben auch Spaß macht und ich

00:44:24: alle meine Kumpels dabei habe und noch neue Kennenlernen, die ist ehrlich sehen, also das ist

00:44:28: eine Veranstaltung, die man sich so nicht vorstellen kann und die du eigentlich erst richtig verstehst,

00:44:34: wenn du da bist. Wahnsinn, das heißt aber für Kamala Harris natürlich auch kommunikativ,

00:44:39: eine wahnsinnige Challenge, wie nimmst du sie wahr? Gut, es war ja für mich ein großer Schock,

00:44:45: dass ich jetzt nach meinen ganzen Wahl besuchen oder meiner Dokumentation von 24,

00:44:55: dass ich plötzlich in der gleichen Situation war mit beiden gegen Donald Trump, das war

00:44:59: ewiglich ein bizarres déjà vu, ich kann ja wohl jetzt vier Jahre danach, ich dachte,

00:45:04: beiden hat gewonnen, das Land ist jetzt wie gesagt auf einem besseren Weg und vier Jahre danach

00:45:09: stehen wir genauso da oder eventuell noch schlimmer und da muss ich sagen, war ich sehr, sehr besorgt,

00:45:15: weil man eben auch wirklich fühlen konnte, dass eben Joe Biden inzwischen tatsächlich zu alt ist

00:45:22: und das ist eben auch eine ganz, ganz einfache Angriffspflege ist, weil du konntest halt einfach

00:45:27: sagen nochmal, wenn du nicht wissen willst, was sind die Policies, weil das wollen die meisten

00:45:32: Leuten, die verstehen das in den Swingstays auch nicht, es ist auch sehr kompliziert, die sagen halt,

00:45:36: das ist ein starker Mann, der durchgreift, er ruft den Putin an und redet mit dem Tarelle so und

00:45:42: das ist ein alter Mann, der nicht mehr richtig reden kann bzw. hier immer rum stolpert, das ist

00:45:47: ein ganz, ganz einfaches Kommunikationsprinzip für Donald Trump, ja guck mal, alter Senila Mann,

00:45:52: stärkerer Macho, so und interessanterweise hatten sich fast alle damit abgefunden, es ist eine

00:45:59: Katastrophe der DNC, also die Demokraten haben da abgefuckt, leider wird Trump jetzt nochmal

00:46:05: eine Amtszeit bekommen und das hat sich innerhalb kürzester Zeit mit Camilla Harris jetzt gewandelt,

00:46:10: weil das Narrativ eben anders ist und dieses einfache Narrativ, losgelöst von Politik,

00:46:16: Macho Mann, Senila Opa ist jetzt Macho Mann, trotzdem alt, der auch viele verrückte Sachen sagt,

00:46:23: uneine jüngere Gegenkandidatin mit noch einem top-vice-presidenten-Kandidaten, also von daher

00:46:28: gesehen ist das ein völliger Wandel und es ist egal wie ich die persönlich wahrnehme, die

00:46:33: Wahrnehmung der Leute ist von dem Wahlkampf ist eine ganz andere, weil eine Option da ist,

00:46:38: die es wie gesagt vor ein paar Wochen noch nicht gegeben hat. Und ja sehr auffällig eine Frau,

00:46:43: die einfach sehr offen sehr herzlich lachen kann, was man in der Politik heute auch noch kaum

00:46:48: sieht, weil natürlich die Welt kompliziert ist. Ist das Teil ihrer Kommunikationsstrategie

00:46:54: eben gegen diesen ganzen Hass, gegen die ganzen Hate-Speeches, ja mit einem Lachen reinzugehen

00:47:01: und wie ihr Running Mate ja schon sagte, thanks for bringing back the joy, dass sie joy reinbringt

00:47:08: in den ganzen Wahlkampf. Ich fand das schon faszinierend, weil ich war wirklich auch sauer auf

00:47:13: die Demokraten, auch schon lange, weil das ist natürlich eine Partei, die mir näher ist von den

00:47:17: Ideen, aber kommunikationstechnisch und auch in Sachen Kandidaten war das wirklich eine Katastrophe

00:47:23: die ganze Zeit, weil ich will gar nicht drüber sprechen, ob jetzt politischen Achievements von

00:47:28: beiden gut oder schlecht sind, es war von der Wahrnehmung her schwierig und Camilla Harris,

00:47:34: interessanterweise war auch nicht wahrgenommen worden als starke oder als karismatische

00:47:41: Vice-President. Also eigentlich war das auch näher Camilla so und das ist wirklich eine

00:47:45: Transformation, die ich jetzt selbst auch wirklich mit mit großem Staunen verfolge, weil das haben

00:47:51: sie wirklich toll hingekriegt und Camilla Harris von ihrer Erscheinung her und wie sie das angeht,

00:47:55: mit der Jugend gegenüber Donald Trump und mit der Frische und mit der Positivität,

00:48:01: mit dem Auftreten, mit der Eloquenz auch, ist wirklich das ist ein ganz andere und das ist

00:48:06: wirklich eine große Hoffnung, dass eben diese Wahl noch nicht entschieden ist und dass es

00:48:10: jetzt tatsächlich nochmal eine Chance gibt, die anders ist als Donald Trump und das hat Camilla

00:48:17: Harris toll hingekriegt und interessanterweise auch sehr sehr strategisch clever gemacht mit

00:48:22: ihrem Running Mate, weil das ist auch ein super Typ, der halt auch nochmal mehr oder weniger

00:48:28: Mittelamerika abholt und der was ist ein relatable classic American football coach, der auch ein

00:48:34: Militär war. Also diese Kombination der beiden ist super und das ist jetzt wirklich eine tolle

00:48:39: Gegenoption und das machen sie sehr sehr gut. Allerdings faszinierenderweise, was du als positiv

00:48:43: siehst, dieses tolle Lachen von innen raus, das ist jetzt zum Beispiel was, was ich auch schon

00:48:48: mir gesehen, was Trump und die ganzen Republikaner schon gegen sie benutzen. Ich habe gerade gestern

00:48:53: eine Rally gesehen von Trump, wo er gesagt hat, sie lacht wie eine verrückte Person. Du kannst

00:48:57: keinen Trauernder so lacht. Das sehe ich natürlich ganz anders. Ein herzhaftes Lachen ist wirklich

00:49:01: ansteckend und zeugt von Positivität und ich hoffe tatsächlich, dass das wirklich einen

00:49:08: Ausschlag geben kann. Man muss allerdings verstehen, wie Amerika funktioniert, weil das Wahlsystem ist

00:49:15: eben für uns so ungewöhnlich und so eigen. Deshalb ist immer noch die große Frage, schafft es

00:49:22: Kamala Harris oder nicht und ich wage das nach wie vor zu bezweifeln. Das ist ein 50/50 Ding.

00:49:26: Wohin geht die Reise für Amerika aus deiner Sicht?

00:49:30: Naja, die Reise geht entweder vorwärts oder rückwärts. Gerade in Sachen auch Errungenschaften,

00:49:44: die halt über Jahre hinweg, wo viele Leute für gekämpft haben, weil es ist tatsächlich so,

00:49:47: wenn du dich eben mit Donald Trump beschäftigst und auch seine Wahlprogramm und jetzt nicht wie

00:49:52: gesagt, dass dich dahin fällst in diese, ich bin für das Team, ich bin für das Team. Das sind

00:49:57: schon Ideen, mit denen viele Leute eben nichts anfangen, die große Sorgen machen. Also wie gesagt,

00:50:05: dieses Project 2025, das genau auslegt, was die Agenda der ersten Trump-Monate sein werden,

00:50:12: die ist schon sehr brutal. Weil das eindeutig ist gegen a woman's right to choose. Es geht dann auch

00:50:19: darum, dass Umweltpolitische Sachen, Klimawandel weiterhin ignoriert wird oder wirklich viele,

00:50:26: viele Sachen, die da erreicht wurden, direkt entgegengewirkt wird. Es gibt auch eine Agenda,

00:50:29: die heißt Project F. Das ist nämlich, dass gewisse Staatsangestellte eben längerfristig

00:50:38: angestellt sind und gewisse politisch angestellt werden. Das heißt, wenn du jetzt Präsident

00:50:44: wirst, hast du 5000 Leute, die du politisch austauschen kannst und sollst. Aber viele andere sind

00:50:49: halt aufgrund ihrer Married für viele junge Lara. Das sind Leute, die in der Environmental

00:50:54: Protection Agency sind, die in legalen Institutionen sind. Und die sind eigentlich länger dafür,

00:51:01: da das eine Kontinuität vom Land ist. Und diese Struktur wollen die auch ändern. Dass du halt

00:51:07: eine Chance hast, gleichgesinnte in diese Änderung zu bringen. Das heißt, dass sich jemand wie Trump

00:51:11: da nicht auseinandersetzen muss mit einem Klimawissenschaftler, weil er eben anstellt,

00:51:16: der ein Klima denäher ist. Und das ist wirklich eine schwierige Sache und eine sehr, sehr angsteinflößende

00:51:22: Sache. Global gesehen als Konsequenz, als auch für Amerika. Aber die gute News ist ja, Thomas,

00:51:28: dass du jetzt ein Stimmer hast. Als Staatsbürger in Amerika darfst du jetzt zum ersten Mal wählen.

00:51:32: Weißt du schon, wenn du deine Stimme gibst? Ja. Weißt du was? Ja, eigentlich ja.

00:51:41: Aber zu meiner großen Frustration ist es eben völlig irrelevant, wenn ich wähle. Und das ist

00:51:49: das Problem mit dem amerikanischen Wahlsystem. Warum? Ich bin in New York. New York, der Staat,

00:51:56: ist ein klassisch demokratischer Staat. Die wählen 80 Prozent demokratisch. Das heißt,

00:52:01: die brauchen keine weitere demokratische Stimme. In Amerika ist es ja so, es geht ja um diese

00:52:07: Delegierten von Staat zu Staat zu Staat. Das heißt, Kalifornia, New York wählen demokratisch,

00:52:12: Texas wählt republikanisch. So, und dann gibt es fünf bis sieben Staaten, die halt Swing-States

00:52:20: sind und die wechseln immer, weil es da eben auch unentschlossene Wähler gibt. Und dort würde

00:52:24: meine Stimme zählen. In Wisconsin, in Michigan, in Pennsylvania, in Arizona, in Georgia, aber nur

00:52:31: dort. Und das sind eben die States, um die die kämpfen. Aber das ist das, was man als Deutscher

00:52:35: ja nicht versteht. Und dort kommt es eben drauf an, dass dort die eine oder andere Partei die Mehrheit

00:52:42: kriegt. Deshalb machen die ja Campaigns in diesen Staaten. Das heißt, ich habe eine Stimme, aber

00:52:47: die zählt eigentlich nicht. Und da ist halt die große Frage, ist jemand wie Kamala Harris,

00:52:53: jemand der diese Swing-States eben auch für sich überzeugen kann? Oder sind gewisse dieser Staaten

00:52:59: vielleicht immer noch nicht bereit, eine Frau als Präsident anzusehen? Auch gerade eine,

00:53:04: die indisch und African American ist. Das sind wirklich Fragen, die letztendlich die Wahl

00:53:10: bestimmen werden. Und leider nicht die Stimme von Thomas Hayo, der jetzt zum ersten Mal wählen darf

00:53:14: und noch wählen wird. Aber Wahnsinn, das heißt, um Trump zu verhindern, müsstest du umziehen.

00:53:19: Du müsstest du raus aus New York. Um meine Stimme wirklich ein Wert zu geben,

00:53:23: müsste ich nach Georgia ziehen. Oder Wisconsin. Aber natürlich schwer vorstellbar für jemand,

00:53:29: der sagt, dass er New Yorker ist. Wahnsinn. Also super, super spannend, wie das ausgeht.

00:53:35: Thomas, ich hätte gerne zum Abschluss noch eine andere Frage über Dein Amerika, nicht nur

00:53:40: politisch gesehen, sondern auch gesellschaftlich. Es gibt ja den legendären Tech Professors

00:53:45: God Galloway. Der macht ja einmal pro Jahr immer seine legendären Predictions, wo er immer sagt,

00:53:50: welche Tech-Campagnes sich wie entwickelt und was erfolgreich ist und funktioniert oder nicht

00:53:56: funktioniert. Und in seinen Predictions für 2024 hat er etwas prognostiziert, was viele geschockt

00:54:03: hat. Er hat gesagt, so mit dem Blick auf KI, dass die größte Herausforderung für die Technik in

00:54:09: der Zukunft die Vereinsamung sei. Die Vereinsamung ist das größte Problem. Und er nannte als Beispiel,

00:54:17: dass heute schon heute jeder siebte Amerikaner kein einzigen Freund mehr habe und jeder fünfte

00:54:25: Amerikaner keinen besten Freund benennen könnte. Wow. Wie siehst du das? Ist das so? Ist Amerika

00:54:34: schon so vereinsam? Na gut, für mich fällt es schwer zu beurteilen, weil ich eben in New York

00:54:40: lebe und das ist eine Stadt, die halt total Community-based ist. Und das ist wirklich,

00:54:45: wirklich, ich würde schon immer sagen, dass es eigentlich nicht Amerika hat, mit Amerika wenig

00:54:50: zu tun. Aber im Land selbst ist das eigentlich nicht verwunderlich, weil zum einen geografisch

00:54:58: gesehen sind die Leute schon viel, viel isolierter, gerade die auf dem Land leben, weil du hast

00:55:03: gewisse Staaten, wo du wirklich auf 40 Minuten bis zur nächsten Stadt oder eben bis zum nächsten

00:55:06: Nachbarn hast. Das heißt, du bist da schon mal isoliert selbst und dann kommt noch dazu. Und das

00:55:13: darf man auch nicht vergessen. Wenn du mich fragst, was ein größter, einer der größten

00:55:17: Unterschiede ist zwischen Deutschland und Amerika und das ist auch ein Problem, was ich Amerika

00:55:21: habe als Deutscher, weil ich bin ja so ein Mischling. Ich bin ein bisschen zwischen beiden

00:55:26: Kulturen. Um ehrlich zu sein, das bin ich auch jemand, der ich bin eigentlich Deutsch und nach wie vor

00:55:30: Deutsch und auch amerikanisch. Und ich habe mir versucht, die guten amerikanischen Eigenschaften

00:55:35: dazu zu gewinnen und die guten Deutschen zu behalten, also das Mischling der Kulturen. Und

00:55:40: eins, was ich in Deutschland super finde, dass wir aufwachsen, unsere Gesellschaft schon Community-based.

00:55:47: Also es geht schon darum, dass man sich doch unterstützt in Vereinen, in Communities, dass

00:55:53: man auch selbst im Staatssystem den Schwächeren unterstützt, dass du eben soziale Abgaben

00:55:59: machst oder dass deine Steuern eben benutzt werden, dass auch andere Leute. So, das gibt es in

00:56:03: Amerika nicht, das gab es noch nie. Da ist keine Community. Amerika ist Survival of the fittest.

00:56:09: It's about individualism. Und das war schon immer, was Amerika toll gemacht hat, aber auch problematisch.

00:56:17: You can make it there, aber es ist tatsächlich eine Ellbogen-Gesellschaft und von daher gesehen

00:56:21: ist es gar nicht verwundert, dass die Leute dort eher vereinsamter sind und dass die Leute eine

00:56:26: größere Problematik haben mit Connection. Weil dort wird Community, dort wird Family, dort wird

00:56:31: Friendship anders angesehen. Es ist nicht so eng und es ist nicht so wichtig wie in Deutschland.

00:56:36: Es ist Erfolg. Wie weit kommst du nach vorne? Machst du's? Und das ist was, was grundunterschiedlich

00:56:42: ist. Und da ist natürlich jetzt das Fatal mit unserer technologischen Entwicklung, dass eben

00:56:47: jetzt keiner mehr unter Leute gehen muss. Wir haben es ja schon angesprochen, dass du jetzt eben

00:56:51: von deinem Sofa mit allem versorgt wirst, ob gut oder schlecht, richtig falsch, wahr oder unwahr.

00:56:55: Das heißt, du hast ja dieses Gefühl der Connection, das ist ein weltweites Problem,

00:57:01: aber eigentlich wirst du immer einsamen isolierter, weil du kannst diese Human Interaction echte

00:57:06: Freundschaft, echte Zuneigung, echte Flirtation, die kannst du digital nicht rekrieren. Das ist

00:57:11: ein Problem, dass wir global haben werden, aber es ist 100 Prozent ein großes Problem,

00:57:15: das natürlich die Amerikaner oder Amerika hat. Und nochmal zurückführend, genau das ist ja das,

00:57:21: was ich angesprochen habe mit den Trump-Releys. Ein großes Phänomen von Trump ist eben auch das

00:57:26: Leute, die sich verlassen fühlen, isoliert fühlen, die gerne Connection mehr haben,

00:57:32: durch Personen wie Trump oder solche Releys von Trump eine Connection bekommen,

00:57:36: ein Zügehörigkeitsgefühl bekommen. Ich glaube, das ist letztendlich auch ein großer Grund von diesen

00:57:42: Extremen. Gefährlich, gefährlich. Was bedeutet das alles für dich 30 Jahre New York? Jetzt bist du

00:57:51: US-Staatsbürger. Hast du überhaupt jemals daran gedacht, auch Amerika zu verlassen oder

00:57:58: anders gefragt, ist das jetzt überhaupt noch möglich, jetzt wo du Staatsbürger bist?

00:58:01: Ja, na gut, jetzt wo ich Staatsbürger bin, ist es auch möglich, weil ich kann ja jetzt auch verlassen

00:58:07: und immer wieder zurückkommen. Das war bei der Green Card ein bisschen schwieriger. Mein Plan war,

00:58:11: immer in Amerika zu bleiben. Auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite bin ich auch jemand,

00:58:17: der weiß, dass das Leben, Gott laughs, when you make plans, dass das Lebens auf anders meinen.

00:58:23: Das heißt, ich würde auch nicht ausschließen, irgendwann nochmal irgendwo anders zu leben.

00:58:27: Aber im Momentan, wenn du mich jetzt fragst, ich fühle mich in Amerika beziehungsweise in New York

00:58:32: zu Hause. Ich fühle mich da am wohlsten. Wenn ich nach New York komme, meine Moleküle verändern sich.

00:58:37: Ich habe da ein leichteres Gefühl. Ich fühle mich freier. Ich liebe die Stadt. Ich wache auf mit

00:58:42: excitement. Allerdings beobachte ich natürlich trotzdem mit großer Sorge die Entwicklung von

00:58:48: Amerika als Land. Und je nachdem, wo es da hingeht, wie extrem es wird, muss ich da schon das mit

00:58:54: einbeziehen. Weil letztendlich will ich natürlich auch im Land leben, dass meine Werte repräsentiert,

00:58:59: dass als Demokratie funktioniert, dass zum Teil gerecht ist, wo halt nicht gewisse Dinge passieren,

00:59:05: die wirklich nicht mehr in deiner Kontrolle sind. Und da ist natürlich wirklich die Frage,

00:59:09: wo geht es hin? Und das muss ich schon genau beobachten. Wenn es weiter in die richtigen

00:59:13: Richtung geht oder in eine positive Richtung, dann bleibe ich in Amerika. Aber nochmal, ich bin

00:59:19: jemand, der sein Leben schon immer so gelebt hat, dass ich meinen Instinkten folge. Und wenn der Instinkt

00:59:26: irgendwann sagt, es ist nicht mehr das und dann werde ich was anderes machen.

00:59:29: Oh, sehr cool. Du fliegst morgen zurück nach Amerika. Gibt es für dich so ein Ritual,

00:59:34: wenn du in Manhattan ankommst? Gibt es so irgendwas, was du dann immer als erstes machen

00:59:39: musst, machen willst? Weißt du was? Ich habe einfach ein Ritual. Das ist ein klassisches Ritual,

00:59:45: das kann jeder erkennen, zumindest von unserer Generation. Ich liebe es anzukommen. Ich liebe es,

00:59:51: in Yellow Cap zu steigen. Ich liebe es, auf die Stadt zu fahren. Und dann habe ich irgendeinen Track,

00:59:56: der mir was bedeutet, weil ich bin auch noch ein großer Freund von Musik, weil Musik gab mir

01:00:00: schon immer meditative Stimmungen. Und wie gesagt, ich bin also, wenn ich in New York ankomme,

01:00:05: in diesem Taxi nicht am Cellphone, ich schaue mir nicht irgendwelche Fußball-Highlights an oder

01:00:10: kucke gerade, was jetzt musikalisch irgendwie neu, sondern ich bin dann wirklich da. Ich hole

01:00:15: ein Track, den ich mit meiner Stimmung der Stadt assoziere und fahre da rein und schaue mir das

01:00:20: an, weil die Stadt die größer wird, die Lichter die größer werden, die Hochhäuser, die kommen,

01:00:24: wenn du über die Brücke fährst, wenn du dann zum ersten Mal durch den Midtown Tunnel kommst,

01:00:28: es ist einfach, es ist jedes Mal nochmal toll. Never gets old. Und dann, wenn ich in New York bin,

01:00:35: dann bin ich am ersten Morgen immer in dem Local Delhi, hole mir ein Kaffee in einem

01:00:41: Classic New York Cup und Egg Sandwich und let the day start. Wow, was für eine liebes Erklärung

01:00:47: an eine Stadt. Thomas, vielen, vielen Dank, vielen Dank für diese Reise durch dein New York,

01:00:52: durch dein Amerika hat es super viel Spaß gemacht. Danke dir, war mir eine große Freude.

01:00:58: Ich sehe New York, come visit. Umwähligend umwähligend. Ich kann es nicht abwarten und

01:01:02: bin natürlich auch gespannt, wie der ganze Wahnsinn da ausgeht mit der Wahl und ich hoffe,

01:01:07: ich sage es mal, dass die richtige gewinnt. Ja, so, vielen Dank. Alles Liebe für dich, für deine

01:01:13: Family und für deine Projekte und ja, see you in New York. Super. Grüße an alle, see you soon.

01:01:19: this podcast will produced by podstars by omr

01:01:34: Yeah.

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